Ein Leben im SchattenJohannes und Herman Nohl - zwei deutsche Karrieren im KontrastAls eine "peinliche Angelegenheit, ĂĽber die man am besten schweigt" - so fĂĽhlte sich Johannes Nohl (1882-1963) von seinem Bruder Herman Nohl behandelt.
Während letzterer eine glänzende Universitätskarriere startete und zu einem der Nestoren der geisteswissenschaftlichen Pädagogik wurde, verlief das Leben von Johannes Nohl geradezu konträr: Als zeitweiliger Lebenspartner von Erich Mühsam und polizeilich gesuchter Anarchist zog er mit ihm vor dem Ersten Weltkrieg jahrelang unstet durch die Metropolen der europäischen Boheme und suchte die Nähe zu Schriftstellern, Dichtern und Künstlern. Meist völlig mittellos und ohne Studienabschluss fand er u.a. Kontakt zu Sigmund Freud und verdingte sich Hermann Hesse als Laienanalytiker. Nach dem Ersten Weltkrieg kehrte er von Ascona nach Deutschland zurück und lebte als freier Schriftsteller am Rande des Existenzminimums in Berlin. Literaturgeschichtliche Besessenheit und bittere Armut blieben seine treuesten Lebensbegleiter. 1945 entschied er sich für ein Leben in der SBZ/DDR, wurde Mitglied der SED und lebte bis zu seinem Tode in Weimar.Das Buch rekonstruiert auf breiter Quellengrundlage die bizarre Biographie Johannes Nohls, beleuchtet auf der Basis seiner - zwischen 1909 und 1960 geschriebenen - Briefe an Herman Nohl die ambivalente und nicht konfliktfreie Beziehung der beiden Nohl-Brüder. Schließlich geht es der Frage nach, inwieweit in Herman Nohls sozialpädagogischer Theoriekonzeption (Sozialpädagogik als individuelle Nothilfe) seine lebensgeschichtlichen Erfahrungen mit dem Schicksal des Bruders, der ohne seine finanzielle Hilfen nicht hätte überleben können, anonymisiert eingeflossen sind. |
Vergriffen, keine Neuauflage.
2004. 215 Seiten, kartoniert
ISBN 978-3-7815-1374-7
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