EWR 23 (2024), Nr. 3 (Juli)

Replik zur Rezension von Barbara Pusch zum Band

Julika Böttcher
Der deutsch-tĂŒrkische Bildungsraum im Wilhelminischen Kaiserreich
Akteure, Netzwerke, Diskurse
Bad Heilbrunn: Verlag Julius Klinkhardt 2023
(280 S.; ISBN 978-3-7815-2547-4; 39,90 EUR)
Der deutsch-tĂŒrkische Bildungsraum im Wilhelminischen Kaiserreich Im Anschluss an eine Wiedergabe des Inhalts meines Buches fĂŒhrt die Rezensentin vier Kritikpunkte an, die mit dem Thema des Buches und meinen Forschungsintentionen wenig bis gar nichts zu tun haben. Ich weise sie deshalb als unberechtigt zurĂŒck.
Erstens ist der Rezensentin darin zu widersprechen, dass es „bedenklich“ sei, in einer bildungshistorischen Schrift, die sich zentral auf die Auseinandersetzung mit geschichtlichen Quellen und deren Interpretation stĂŒtzt, „den Sprachgebrauch“ ebendieser Quellen „wiederzugeben“. Im Gegenteil ist eine quellen- und diskurskritische Analyse, wie ich sie neben anderen ZugĂ€ngen unternehme, auf Genauigkeit im Umgang mit den Quellen selbst – und also auch mit ihrem Sprachgebrauch – angewiesen, weshalb ihnen auch nicht Begrifflichkeiten untergeschoben werden können, die aus heutiger Sicht vielleicht passender erscheinen mögen. Zudem fordert die Rezensentin offenbar ein, es hĂ€tten – anstelle der untersuchten – solche Diskurse analysiert werden sollen, in denen Frauen nicht „unsichtbar gemacht und dethematisiert werden“. Sie zu untersuchen, war jedoch nicht mein Ziel.

Aus demselben Grund ist auch der zweite Einwand der Rezensentin verfehlt, es sei „ethnisierend und historisch falsch, die Begriffe ‚TĂŒrken‘ und ‚TĂŒrkei‘ als Synonyme fĂŒr osmanische Untertanen und das Osmanische Reich zu verwenden“, da somit „hegemoniale MachtverhĂ€ltnisse zementiert“ wĂŒrden. Ebendiese habe ich mittels der untersuchten Akteure, Netzwerke und Diskurse jedoch ins Licht gerĂŒckt.

Drittens bemĂ€ngelt die Rezensentin das Fehlen eines aus ihrer Sicht „lĂ€ngst ĂŒberfĂ€lligen konzeptionellen Beitrag[s] zum bislang ungeklĂ€rten VerhĂ€ltnis von transnationaler Geschichte, entangled history, Globalgeschichte und postkolonialen AnsĂ€tzen“. Einen solchen zu verfassen – wenn er denn tatsĂ€chlich fehlte –, steht ihr frei. Meine Absicht war es hingegen, AnsĂ€tze wie die genannten in meinem Buch begrĂŒndet anzuwenden. Die aus meiner Sicht sehr wohl vorhandenen konzeptionellen BeitrĂ€ge dazu habe ich fĂŒr meine Herangehensweise und meinen Gegenstand spezifiziert.

Viertens bemĂ€ngelt die Rezensentin meine bewusste Entscheidung fĂŒr eine „germanozentrisch[e] Perspektive“. Es war in der Tat meine Forschungsabsicht, die Untersuchung „auf die deutsche Seite“ zu beschrĂ€nken. Hier kann ich der Rezensentin, die ebendies einerseits bemĂ€ngelt, andererseits immerhin darin zustimmen, dass „es fĂŒr verschiedene Forschungsfragen durchaus seine Berechtigung hat, nur eine Seite von transnationalen oder transkulturellen Verflechtungsgeschichten in den Blick zu nehmen“.
Julika Böttcher (Bad Schwartau)
Zur Zitierweise der Rezension:
Julika Böttcher: In: EWR 23 (2024), Nr. 3 (Veröffentlicht am 14.08.2024), URL: http://klinkhardt.de/ewr/RE_1978378152547-1.html