- Ein frontal geleiteter und lehrerzentrierter Unterricht kann den Anforderungen differenzierter Lerngruppen nicht gerecht werden. Heterogenität wird von den Autoren als Chance verstanden; d.h. alle Kinder sollen ungeachtet ihrer sozialen Herkunft und unabhängig von der Wahl einer weiterführenden Bildungsinstitution auf ihrem Lernweg unterstützt werden.
- Schülerinnen und Schüler erlangen Unabhängigkeit von den Eltern, indem sie sich selbst verantwortlich für ihren Lernweg zeigen. Dieses Ziel soll bereits im Grundschulalter avisiert werden und sich somit positiv auf die Lernbiografie auswirken.
- Selbststeuerung spielt für die Bewältigung von Aufgaben, Problemen und Herausforderungen, die sich im Leben der Kinder ergeben, eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, konstruktive Strategien des Problemlösens zu wählen.
Kernstück des Buches bildet der praktische Teil II. Hier finden sich zahlreiche Tipps und kreative Anregungen für das schulische und außerschulische Lernen. „Selbständig lernen ist für Kinder ein Balanceakt. Einerseits ist es erforderlich, dass sie Schritt für Schritt Eigenverantwortung übernehmen, andererseits müssen sie den hierfür nötigen Freiraum und das nötige Vertrauen von Lehrerinnen, Lehrern und Eltern spüren“ (33). Grundlegende Techniken und Strategien werden vorgestellt, die sich nach eigenem Bekunden der Autoren bewährt haben. So werden einzelne Themen wie „selbständig Lernen“, „Planung“, „Konzentration“, „effektive Lern- und Arbeitstechniken“, „Klassenarbeiten“, „Kooperatives Lernen“ und schließlich „Lernstörungen: Probleme und Hilfen“ vorgestellt und anschließend bewertet. Neben einer Übersicht zu Vor- und Nachteilen einer Arbeitsweise finden sich noch besondere Hinweise sowie Raum für eigene Gedanken oder Erfahrungen, die der Leser/die Leserin zu den jeweiligen Arbeitsgebieten ergänzen möchte. Konkrete Impulse – z.B. „Üben Sie, Mehrheitsentscheidungen zu respektieren“ (118) oder „Handeln Sie gemeinsame Zeiten für die Familie aus“ (119) – sollen den Pädagoginnen und Pädagogen helfen, die Anregungen zur Anwendung zu bringen. Dabei wird vor allem auf die Bedeutung sozialer Regeln Bezug genommen, die für das Lernen in einer Gemeinschaft evident sind. In allen Hinweisen findet sich ein reformpädagogisches Axiom – Kinder ernst zu nehmen – wieder. Es wird versucht, dieses auf ganz konkrete Handlungsimpulse zu beziehen. Wenn auch auf den ersten Blick Impulse wie „Vermeiden Sie mit anderen Personen, über das Kind zu sprechen“ (118) banal wirken, steckt dahinter doch das konsequente Bemühen, vor dem Hintergrund eines positiven Menschenbildes eine Praxis zu etablieren, die sich als kindorientiert und vom Kind aus denkend versteht.
Es gelingt, nach einem kurzen Abstecken eines Theorierahmens, den Bogen zu alltagsrelevanten Themen aus dem Feld „Lernen mit und von Kindern“ zu spannen. Die Autoren stellen fest: „Selbststeuerung und Selbstbestimmung sind keine feststehenden Größen. Schülerinnen und Schüler sind nicht schlechthin selbständig oder nicht, sondern immer nur mit Bezug auf konkrete Aufgaben, Anforderungen oder Inhalte“ (138). Diese Erkenntnis spielt auf den Prozesscharakter an, der mit dem Lernen einhergeht. So wie es in der hier vorgestellten Arbeitsweise darum geht, den Schülerinnen und Schülern Lernangebote zu geben, machen die Autoren den Lesern/den Leserinnen Lektüreangebote und stellen komplexe Themen einfach und schnell zugänglich vor. Das Buch kann als Nachschlagewerk verwendet und als Erstkontakt mit zentralen schulpädagogischen Fragestellungen eingesetzt werden. Verweise auf eine vertiefende Lektüre werden gegeben. Weiter hilft ein sich am Textrand befindender Stichwortkatalog beim Lesen, schnell zu den gewünschten Themen zu finden. Somit ist dieses Buch sehr praxistauglich und als Arbeitsbuch ein hilfreicher Begleiter während des Studiums und die zweite Ausbildungsphase ebenso wie für die tägliche Unterrichtspraxis.