
Die Arbeit gliedert sich in drei Hauptkapitel. Zur theoretischen Fundierung setzt sich die Autorin im Kapitel I.1 zunächst mit der Relevanz der Pädagogisch-Praktischen Studien im Lehramtsstudium auseinander. Ausgehend von einer historischen Betrachtung, die bedeutsam für das Gesamtverständnis der Thematik ist, wird in einem nächsten Schritt auf die gesetzlichen Grundlagen in Österreich eingegangen und zum besseren Verständnis werden zwei konkrete Umsetzungsmodelle des westösterreichischen Entwicklungsverbundes dargelegt. Acht ausgewählte Forschungsbefunde zur Wirksamkeit von Praktika runden ebenso wie die Auseinandersetzung mit der Theorie-Praxis-Verschränkung das Kapitel ab. Pädagogisch-Praktische Studien werden aufgrund ihrer schulischen Anteile meist als Bindeglied zwischen dem schulischen Alltag (der sogenannten Praxis) und den hochschulischen Anteilen (der sogenannten Theorie) gesehen. Die Autorin skizziert, basierend auf Modellen von Meyer (2004), Wildt (2005), Patry (2014) und Fichten (2017) die Bedeutung der Mentor:innen für die Begleitung der Studierenden.
Im Anschluss an das Unterkapitel Professionsentwicklung, das sich mit der Begriffsdeutung, mit Forschungsansätzen und Modellen der Lehrer:innenkompetenz beschäftigt, widmet sich die Autorin im Kapitel I.2 dem Mentoring als Begleitform für Schulpraktika. Nach der Auseinandersetzung mit Mentoring unter begriffsentwickelnder Perspektive und in unterschiedlichen Kontexten, werden diverse Forschungsbefunde zum schulpraktischen Mentoring analysiert, die insbesondere die Bedeutung der Motivationsaspekte, den Bedeutungsgehalt der Praktika, die positive Beziehungsentwicklung und die Gestaltung von optimalen Lerngelegenheiten und Lernumgebungen als wesentliche Faktoren des schulpraktischen Mentorings hervorheben. Besonders intensiv setzt sich die Autorin mit den Mentoringprozessen in der Lehrer:innenbildung auseinander. Es werden die personale Lern- und Entwicklungsförderung im schulpraktischen Mentoring betrachtet und Modelle zur Entwicklung der Selbst- und Sozialkompetenz bei Studierenden durch sich unterscheidende Begleit- und Reflexionsansätze analysiert und diskutiert. Am Ende des Kapitels über Mentoringprozesse konzipiert die Autorin, basierend auf den vielfältigen Überlegungen und Analysen eine eigene Definition zum schulpraktischen Mentoring. Das gesamte Kapitel zum Thema Grundlagen schließt mit einem Diskurs von Mentoring und Transformation ab. Im vorliegenden Werk wird transformatives Mentoring als Konzept einer proaktiven und positiv beeinflussenden Begleitform verstanden, in der sich Mentor:innen mit ihrer Funktion und Führungsrolle auseinandersetzen und in einen sozialen Prozess einsteigen.
Die methodologischen und methodischen Zugänge sowie die Ergebnisse der Untersuchung werden im Kapitel II „Empirische Zugänge“ beschrieben. Zur Ermittlung der Gelingensbedingungen führte die Autorin Interviews mit zwölf Mentor:innen und zwölf Studierenden durch. Die Forschungsmethode Grounded Theory bildet den Hintergrund der vielfältigen Rekonstruktions- und Identifikationsprozesse für die angesprochenen Gelingensbedingungen. Phänomene, ursächliche Bedingungen, Kontext und intervenierende Bedingungen, Handlungsstrategien und Konsequenzen wurden ermittelt.
Durch Feinanalysen und weitere Verdichtung beziehungsweise Ordnung der Daten und vertiefende Rekonstruktionsprozesse werden, wie im Kapitel „Interpretation der Befunde“ dargestellt, Professionsentwicklung, Inhalts- und Beziehungsaspekt, kontextbezogener und personenspezifischer Lernprozess, praktikumsspezifische und beziehungsorientierte Bedingungen als wesentlich für den schulischen Mentoringprozess identifiziert. Eine Erörterung und Zusammenfassung der empirischen Befunde unter Berücksichtigung theoretischer Ansätze und unter Einbeziehung vorhandener Forschungserkenntnisse prägen das Kapitel Integration und Kontextualisierung ebenso wie die Auseinandersetzung mit Impulsen und Perspektiven für den schulischen und hochschulischen Kontext zur Thematik der Gelingensbedingungen schulpraktischer Mentoringsprozesse im Rahmen der Lehrer:innenbildung. Als Resümee zu den Untersuchungsergebnissen stellt die Autorin zwei Modelle zu schulpraktischen Mentoringprozessen vor. Im ATM-Modell (Analyse Transformationales Mentoring) werden Mentor:innen im Hinblick auf die rekonstruierten Ergebnisfelder zum Selbstreflexionsprozess aufgerufen. Im MIW-Modell (Mentoringinduziertes Wirkungsmodell) stehen Ausgangslagen und Positionen im Hinblick auf eine Erhöhung eines mentoringinduzierten Wirkungsgrades im Zentrum.
Im Kapitel III befasst sich die Autorin mit den Grenzen der vorliegenden Arbeit, gibt Hinweise auf mögliche weitere Forschungsperspektiven zur Thematik und zeigt forschungsbasierte Möglichkeiten zur inhaltlichen Gestaltung der Aus-, Fort- und Weiterbildung von Mentor:innen auf, da in der Arbeit mehrfach die Bedeutung der Qualifikation dieser betont wird. In einem Resümee werden basierend auf den Erkenntnissen der vorliegenden Untersuchung sechs mentoringbezogene Dimensionen des praxisbezogenen Ausbildungsfeldes als Entwicklungs- und Diskussionsmatrix vorgestellt.
Die Auseinandersetzung mit der Thematik der Praktika in der Lehrer:innenbildung und daher auch mit Mentoringprozessen ist in der derzeitigen Diskussion zur Lehrer:innenbildung äußerst aktuell, mit dementsprechend vielen einschlägigen Publikationen. Das rezensierte Buch überzeugt dadurch, dass sich die historische, systematische und personalisierte Betrachtungsweise von Pädagogisch-Praktischen Studien und Mentoring wie ein Leitfaden durch das gesamte Werk zieht und so die strukturierte Herangehensweise an die Thematik Gelingensbedingungen schulischer Mentoringprozesse verdeutlicht wird. Die theoretische Auseinandersetzung kann als ebenso umfassend bezeichnet werden wie die vertiefende Analyse der Daten. Diese ganzheitliche Perspektive, die verschiedene Aspekte fokussierend zusammenfasst, bietet sowohl an der Thematik Interessierten als auch der scientific community einen umfassenden Überblick, der eventuell auch neue Einblicke und Zusammenhänge ermöglicht. Das rezensierte Buch bietet vielfältige Denkanregungen für die Gestaltung und Durchführung sowohl der Pädagogisch-Praktischen Studien als auch der Aus-, Fort- und Weiterbildung von Mentor:innen und kann die Grundlage für die Initiierung von einschlägigen Forschungsvorhaben darstellen.