
In der Bedarfsanalyse (61-187) geht es um 4 zentrale Themen: die Hochschule als Ort für Weiterbildung, die Motivation sowie Barrieren der Weiterbildung und Anforderungen an Weiterbildungsangebote. Diese werden anhand eines 4-Stufenmodells (70ff) methodisch bearbeitet. Bei den Angeboten sieht die Autorin Sandra Präßler zusammenfassend Handlungsbedarf auf informatorischer, thematischer, zeitlicher und finanzieller Ebene sowie im Hinblick auf die Durchlässigkeit (177ff). Sie weist darauf hin, dass für die konkrete Angebotsplanung eine spezifischere Zielgruppenanalyse notwendig sei, die vorliegende Bedarfsanalyse könne nur ein Ausgangspunkt sein. Hintergrund sind die jeweils sehr unterschiedlichen Motivationslagen und Interessen der an Weiterbildung Interessierten. Auch werde ein hoch flexibles Weiterbildungsportfolio benötigt, das nachfrageorientiert sei (181).
Die Potentialanalyse von Sandra Habeck und Anika Denninger u.a. (188-289) stellt methodisch eine Interviewstudie dar und unterstreicht im Hinblick auf die institutionellen Zielgruppen bereits bekannte Fakten: die Begriffe „Hochschule / Universität / Fachhochschule“ werden von den Stakeholdern nicht trennscharf verwendet, auch die Unterscheidung des Begriff der wissenschaftlichen Weiterbildung etwa zur Weiterbildung ist ihnen häufig nicht klar. Zu Recht wird hier von den Autorinnen eine bessere Informations- und Aufklärungspolitik seitens der Hochschulen gefordert. Altbekannt ist auch das Vorurteil („Grundskepsis“) der Praxisferne insbesondere der Universitäten, das auch im Rahmen dieser Studie deutlich wird. Dass insbesondere die Profit-Unternehmen wenig Zutrauen in die Dienstleistungsfähigkeit von Hochschulen haben, ist ebenso wenig neu, wie der Vorwurf der „Intransparenz“. Wichtig ist aber die bereichsspezifische Differenzierung (Profit / Non-Profit, Stiftungen), die vorgenommen wird. Was macht aus Sicht der Autorinnen ein erfolgreiches Kooperationsmanagement mit institutionellen Stakeholdern aus (284ff)? Auch hier wird als ein Schlüssel zum Erfolg die nachfrageorientierte Angebotsentwicklung genannt (285).
Im Kapitel zur Akzeptanzanalyse (291-408) geht es um die innerhochschulischen Zielgruppen der Hochschulverwaltung und des wissenschaftlichen Personals. Es wurden 51 Experteninterviews sowie 8 Gruppendiskussionen geführt, auf deren Basis dann die Inhaltsanalyse vorgenommen wurde. Auch wenn sich die Befragungen nur innerhalb der drei mittelhessischen Hochschulen abspielten (Marburg, Gießen, Friedberg), so können doch insbesondere die O-Töne aus den Skripten als repräsentativ für die deutsche Weiterbildungssituation an Hochschulen gelten. Zu berücksichtigen ist allerdings, dass die wissenschaftliche Weiterbildung an diesen 3 Standorten durch die BMBF-Mittel einen „richtigen Push […] gekriegt [hat]“ (360), dessen Nachhaltigkeit (wie in allen Förderprogrammen) abzuwarten bleibt. Neben einer gruppenspezifischen Differenzierung mit den unterschiedlichen Blicken auf die wissenschaftliche Weiterbildung, wird seitens der Autorinnen auch themenbezogen verglichen (Bildung und Ökonomie, Motivation und Organisation (396)). Im Bereich Bildung und Ökonomie zeigen sich zwei Lager: diejenigen, die für Bildung als kostenfreies Allgemeingut votieren, verschließen sich damit automatisch auch der Logik des Weiterbildungsmarktes. Diejenigen, die von einem wirtschaftlichen Gesichtspunkt auf Bildung blicken, haben dementsprechend kein Problem mit kostenpflichtiger wissenschaftlicher Weiterbildung. Bei der Organisation wird betont, dass es eine Ansage der Hochschulleitung braucht (top-down-Prinzip), dass Weiterbildung gewollt und welches Ziel mit ihr verbunden sei. Dies müsse dann auch kommuniziert werden. Andererseits gibt es in Bezug auf die Professorenschaft kein Weisungsrecht, d.h. wissenschaftliche Weiterbildung ist eine freiwillige Angelegenheit. Viel wichtiger ist der Faktor der intrinsischen Motivation (bottom-up-Prinzip). Auch finanzielle Anreize (Honorare, Anrechnung auf das Lehrdeputat) wirken dagegen weniger (statusgruppenabhängig). In ihrem Fazit weisen die Autorinnen entsprechend darauf hin, dass die Etablierung und Entwicklung von wissenschaftlicher Weiterbildung an einer Hochschule wesentlich vom Engagement und der Akzeptanz des wissenschaftlichen Personals abhängt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass nicht alle Aspekte der 3 Studien neu sind. Die Leistung besteht jedoch darin, viele der bisher in der Literatur zur wissenschaftlichen Weiterbildung abstrakt formulierten Befunde mit Leben gefüllt und am konkreten Beispiel des Verbundprojekts WM³ analysiert zu haben. Insbesondere die Originaltöne und deren Analyse vermitteln einen guten Eindruck von den realen Rahmenbedingungen unter denen wissenschaftliche Weiterbildung derzeit stattfindet. Außerdem wird auf Desiderate hingewiesen wie etwa den mangelnden Informations- und Beratungsangeboten sowie der fehlenden Begriffsklarheit zur „wissenschaftlichen Weiterbildung“, die Ausgangspunkt für weitere Untersuchungen sein können.