Die Offene Ganztagsgrundschule ist eine im Schuljahr 2003/04 in Nordrhein-Westfalen eingeführte Form der Grundschule, in welcher der Lehrbetrieb um eine Nachmittagsbetreuung erweitert ist. Konzeptionell soll mit der Einführung der Offenen Ganztagsgrundschule ein verlässliches, ganztägiges Bildungs-, Erziehungs- und Förderarrangement geschaffen werden, in das auch außerschulische Angebote integriert sind. Mittlerweile ist die Offene Ganztagsgrundschulen zur dominierenden Form der Grundschule in Nordrhein-Westfalen geworden. Im Schuljahr 2007/08 boten mehr als drei von vier Grundschulen ein Offenes Ganztagsangebot an.
In der Praxis existieren deutliche Unterschiede dahingehend, wie der Offene Ganztag umgesetzt wird. Der Beitrag “Die offene Ganztagsschule in der Entwicklung'' berichtet von den Ergebnissen eines im Schuljahr 2005/06 durchgeführten Forschungsprojektes, dass die Umsetzung der Offenen Ganztagsgrundschule in Nordrhein-Westfalen empirisch beschrieben hat. Diese Untersuchung eröffnete vier Perspektiven auf die Offene Ganztagsgrundschule, die den Beitrag strukturieren.
Im Abschnitt “Strukturen und Merkmale der offenen Ganztagsgrundschule in Nordrhein-Westfalen'' werden Kennzahlen einer Befragung von Schulleitungen präsentiert. Hierbei werden ebenso Strukturen der Ausgestaltung des Offenen Ganztags behandelt, wie Einschätzungen der Schulleitungen zur Zufriedenheit, zur Zielerreichung und zur Kooperation zwischen Betreuungs- und Lehrpersonal.
Der Abschnitt “Offener Ganztag aus der Sicht des pädagogischen Personals'' stellt die Resultate einer Befragung des Betreuungs- und Lehrpersonals vor. Neben Merkmalen des Tätigkeitsfeldes dieser Personen im Offenen Ganztag, werden Einschätzungen zur Qualifikation der Betreuenden, zur Kooperation innerhalb des pädagogischen Stabs, zur Bedeutung des Offenen Ganztags für die Schülerinnen und Schüler sowie zur Zufriedenheit mit der Entwicklung des Offenen Ganztags dargestellt und zueinander in Relation gesetzt.
Der Abschnitt “Die offene Ganztagsschule aus Sicht der Eltern'' behandelt die Ergebnisse einer Befragung von Eltern, deren Kinder eine Offene Ganztagsgrundschule besuchen. Behandelt werden hier die Motive von Eltern, die ihre Kinder am Offenen Ganztag teilnehmen bzw. nicht teilnehmen lassen, das Ausmaß der Elternpartizipation und die Zufriedenheit der Eltern mit der Umsetzung des Ganztagsangebots an der entsprechenden Schule.
Der abschließende Abschnitt “Die OGS aus Sicht der Kinder'' resümiert eine Befragung von Schülerinnen und Schülern. Hier gingen ebenso die Ergebnisse von qualitativ ausgewerteten Interviews mit Kindern der Jahrgangsstufen 1 bis 4 ein, wie die Resultate einer schriftlichen, standardisierten Befragung von Dritt- und Viertklässlern. Thematisiert werden die Einschätzungen der Kinder zum Tagesablauf, zum Ganztagsangebot, zu den räumlichen Bedingungen, zur Betreuung, zum sozialen Klima, zu den Partizipationsmöglichkeiten und zum Weiterentwicklungsbedarf im Offenen Ganztag.
Insgesamt zeichnet der Beitrag ein detailliertes Bild von der Umsetzung der Offenen Ganztagsgrundschule in Nordrhein-Westfalen. Allerdings wird darauf verzichtet, die Sichtweisen von Lehrpersonal, Eltern und Kindern miteinander in Verbindung zu setzen, was eine Einordnung mannigfaltiger Informationen erschwert.
Dankenswerterweise beschränken sich die Autoren insbesondere in der Darstellung der elterlichen und der kindlichen Sichtweise nicht darauf, ihre Ergebnisse zu präsentieren. Vielmehr werden pointierte Schlussfolgerungen herausgearbeitet, die in praxisnahen Empfehlungen für die Gestaltung des Offenen Ganztags münden und auf diese Weise die Diskussion um die Weiterentwicklung der Offenen Ganztagsgrundschule tatsächlich so voranbringen, wie es sich die Autoren mit ihrem Beitrag zum Ziel gesetzt haben.
Obwohl nicht im Fokus ihrer Studie, schenken die Autoren auch den Unterschieden zwischen den einzelnen Schulen hinsichtlich der Umsetzung des Offenen Ganztags Aufmerksamkeit. Vertieft wird diese Sichtweise insbesondere im Beitrag zur Befragung des Lehrpersonals, in dem ein Extremgruppenvergleich Aufschlüsse über die Gelingensbedingungen des Offenen Ganztags gibt. Hiermit zeigen die Autoren eine Analyseperspektive auf, die in künftigen empirischen Beiträgen zur Offenen Ganztagsgrundschule ausgebaut werden sollte.
EWR 7 (2008), Nr. 5 (September/Oktober)
Die offene Ganztagsschule in der Entwicklung
Empirische Befunde zum Primarbereich in Nordrhein-Westfalen
Weinheim/MĂĽnchen: Juventa 2007
(320 S.; ISBN 978-3-.7799-1697-0; 17,50 EUR)
Andrés Oliva Hausmann (Wuppertal)
Zur Zitierweise der Rezension:
AndrĂ©s Oliva Hausmann: Rezension von: Behler, Karin / Haenisch, Hans / Hermens, Claudia / Nordt, Gabriele / Prein, Gerald / Schulz, Uwe: Die offene Ganztagsschule in der Entwicklung, Empirische Befunde zum Primarbereich in Nordrhein-Westfalen. Weinheim/MĂĽnchen: Juventa 2007. In: EWR 7 (2008), Nr. 5 (Veröffentlicht am 09.10.2008), URL: http://klinkhardt.de/ewr/9783.77991697.html
AndrĂ©s Oliva Hausmann: Rezension von: Behler, Karin / Haenisch, Hans / Hermens, Claudia / Nordt, Gabriele / Prein, Gerald / Schulz, Uwe: Die offene Ganztagsschule in der Entwicklung, Empirische Befunde zum Primarbereich in Nordrhein-Westfalen. Weinheim/MĂĽnchen: Juventa 2007. In: EWR 7 (2008), Nr. 5 (Veröffentlicht am 09.10.2008), URL: http://klinkhardt.de/ewr/9783.77991697.html