- Informelles Lernen und Erfahrungslernen in der in der beruflichen Weiterbildung
- Lernen aus Erfahrung: Konzepte und Berichte aus der Praxis
- Informelles Lernen im Kontext von Wissensmanagement und Organisationsentwicklung
- Messung und Zertifizierung informell erworbener Kompetenzen
Bernd Overwien gibt in seinem Beitrag einen guten Überblick über die Formen des informellen Lernens. Er skizziert die herrschende Begriffsvielfalt, die Debatten und Forschungsansätze im internationalen Kontext. Peter Dehnbostel unterstreicht in seinem Artikel die Bedeutung der beruflichen reflexiven Handlungsfähigkeit, wenn es um die Integration formeller und informeller Lernprozesse im Kontext der beruflichen Arbeit geht. Er macht deutlich, dass der subjektbezogene Lernansatz in der beruflichen Kompetenzentwicklung die Möglichkeit bietet, die subjektive Entwicklungs- und Bildungsdimension mit ein zu beziehen und somit letztlich auf Persönlichkeitsentwicklung zielt. Für die betriebliche Bildungsarbeit bedeutete dies, die Integration von Berufspädagogik, Personalentwicklung und Organisationsentwicklung.
Hans G. Bauer und Claudia Munz stellen in Ihrem Beitrag einen Modellversuch zur beruflichen Grundausbildung bei der Wacker-Chemie GmbH vor. Die Autoren beschreiben sehr anschaulich, wie Erfahrungen als Basis und Lernmöglichkeiten in der konkreten beruflichen Ausbildungspraxis genutzt werden können. Matthias Rohs beschreibt vor dem Hintergrund der Neustrukturierung der IT-Branche ein Konzept der arbeitsprozessorientierten Weiterbildung in der IT-Branche, das sowohl die Integration formeller und informeller Lernprozesse als auch Prozesse der Organisations- und Personalentwicklung durch Weiterbildung unterstützt. Im Wissensmanagement sieht Rohs das entscheidende Verbindungsglied zwischen der individuellen Weiterbildung und der lernenden Organisation.
Heinz Mandl und Kathrin Winkler stellen in ihrem Beitrag ein interdisziplinäres Kooperationsprojekt zwischen Siemens Qualifizierung und Training (SQT) und der Ludwigs-Maximilians Universität (Lehrstuhl für Pädagogische Psychologie und Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre und Informatik.) vor. Es handelt sich dabei um ein E-learning Projekt zum Wissensmanagement, dem "Knowlegde Master", im Rahmen dessen selbstgesteuertes und kooperatives Lernen gleichermaßen unterstützt und gefördert werden soll. Dies geschieht sowohl über Präsensveranstaltungen als auch über virtuelle Seminare. Kathrin Schnalze und Karin Thier stellen ebenfalls ein Projekt zum Wissensmanagement vor. Sie gehen jedoch einen völlig anderen Weg und zeigen die Grenzen und Möglichkeiten der Weitergabe und Dokumentation von Erfahrungswissen im Unternehmen mittels des Lernens aus Erfahrungsgeschichten auf. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Frage, wie methodisches Prozesswissen im Unternehmen gehalten und weitergegeben werden kann. Brigitte Stieler–Lorenz stellt eine Studie zum informellen Lernen nach der Wende in den neuen Bundesländern vor. Ziel der Studie war es zum einen, eine Bestandsaufnahme über bestehende Rahmenbedingungen und bereits umgesetzte Handlungserfordernisse für die Gestaltung einer die informellen Lernprozesse fördernden Arbeits- und Lernumgebung zu eruieren und zum anderen Empfehlungen für die Weiterentwicklung der Aus- und Fortbildungseinrichtungen zu geben. Sie kann deutlich aufzeigen, wie entscheidend die Gestaltung, der Aufbau und die Unterstützung einer Lernkultur im Unternehmen sowohl für die informellen und formellen Lernprozesse, als auch für die Personal- und Organisationsentwicklung ist.
John Erpenbeck und Stefan Grunwald gehen in ihren Beiträgen der wichtigen Frage nach, wie informell erworbene Kompetenzen gemessen und zertifiziert werden können. Erpenbeck gibt zunächst einen Überblick über Arbeiten zum Zusammenhang zwischen Erfahrungslernen und Kompetenzentwicklung um darauf basierend eine Systematik der Kompetenzmessung abzuleiten. Grunwald stellt am Beispiel der arbeitsprozessorientierten Weiterbildung in der IT-Branche (die im Beitrag von Rohs bereits vorgestellt wurde) die Anforderungen und Rahmenbedingungen an berufliche Bildung vor, die notwendig sind, um informell erworbene Kompetenz zertifizieren zu können. Es wird deutlich, das dies noch ein weiter Weg ist.
Insgesamt gibt der vorliegende Band einen guten Einblick in die Vielschichtigkeit der Diskussion um das informelle Lernen und ist in dieser Hinsicht für die Wissenschaft und Praxis gleichermaßen geeignet. Hervorzuheben sind hier vor allem die beiden einführenden Beiträge. Gleichwohl stellt sich am Ende der Lektüre, vor allem für den "Praktiker", in diesem Falle wohl den Verantwortlichen für Aus-, Fort- und Weiterbildung, die Frage nach der Umsetzbarkeit und Übertragbarkeit der vorgestellten innovativen Ansätze für die berufliche Bildung. Hier bleiben doch viele Fragen offen oder werden - positiv formuliert - durch die Lektüre erst gestellt.