Auch wenn es sich bei diesem gut ausgestatteten und dennoch preiswerten Buch nicht um eine explizit erziehungswissenschaftliche Arbeit handelt, so sollte es zweifelsohne gerade von Erziehungswissenschaftler/inne/n sowie von Pädagog/inn/en wahrgenommen werden. Die 68 Autorinnen und Autoren unterschiedlichster Nationalität und Profession machen nämlich in einer differenzierten Herangehensweise – wissenschaftliche Analysen stehen neben Interviews, satirischen Texten und Kurzgeschichten – deutlich, wie stark der Kolonialismus und seine Folgen ihren Niederschlag in unserem sprachlichen Handeln gefunden haben und somit zu mehr oder weniger latenten Rassismen in unseren Köpfen, aber auch in unserem Handeln führen.
Die u.a. aus erziehungswissenschaftlicher, literaturwissenschaftlicher, politologischer oder soziologischer Sicht verfassten Beiträge sind in vier Teilen versammelt. Nach einer Thematisierung historischer Divergenzen und spezifischer Traditionslinien folgt ein Blick auf zentrale, im weißen Kulturraum geprägte Wörter und Begriffe, die Weißsein und Christentum als Normalzustand festlegen und dabei helfen, weiße Machtpositionen zu festigen.
Einige der sich gegen diesen Zustand artikulierenden Interventionen auf sprachlich-begrifflicher Ebene werden im dritten Teil vorgestellt, wobei hier konsequenterweise ausschließlich Autorinnen und Autoren „of Color“ zu Wort kommen. Den Abschluss bildet die exemplarische und entlarvende Auseinandersetzung mit – erstaunlich gebräuchlichen – rassistischen Wörtern, u.a. mit dem Ziel, eine konsequente Vermeidung dieser Begriffe oder ihre Ersetzung mit rassismuskritischen Alternativen zu motivieren. Eine sehr umfangreiche Bibliographie beschließt ein Buch, das seinen Leserinnen und Lesern garantiert so manchen Aha-Effekt verschaffen wird. Für alle Menschen, die pädagogisch mit anderen Menschen arbeiten, sowie für alle diejenigen, die sich in anderen Kontexten mit rassistischen Denkmustern – auch im eigenen Kopf – beschäftigen möchten, ist es höchst empfehlenswert.
EWR 11 (2012), Nr. 1 (Januar/Februar)
Wie Rassismus aus Wörtern spricht
(K)Erben des Kolonialismus im Wissensarchiv deutsche Sprache
Ein kritisches Nachschlagewerk
Ein kritisches Nachschlagewerk
Münster: Unrast Verlag 2011
(780 S.; ISBN 978-3-8977-1501-1; 29,80 EUR)
Rüdiger Loeffelmeier (Berlin)
Zur Zitierweise der Annotation:
Rüdiger Loeffelmeier: Annotation zu: Arndt, Susan / Ofuatey-Alazard, Nadja (Hg.): Wie Rassismus aus Wörtern spricht, (K)Erben des Kolonialismus im Wissensarchiv deutsche Sprache Ein kritisches Nachschlagewerk. Münster: Unrast Verlag 2011. In: EWR 11 (2012), Nr. 1 (Veröffentlicht am 24.02.2012), URL: http://klinkhardt.de/ewr/annotation/978389771501.html
Rüdiger Loeffelmeier: Annotation zu: Arndt, Susan / Ofuatey-Alazard, Nadja (Hg.): Wie Rassismus aus Wörtern spricht, (K)Erben des Kolonialismus im Wissensarchiv deutsche Sprache Ein kritisches Nachschlagewerk. Münster: Unrast Verlag 2011. In: EWR 11 (2012), Nr. 1 (Veröffentlicht am 24.02.2012), URL: http://klinkhardt.de/ewr/annotation/978389771501.html