Wenn man neu an eine Universität kommt, ist es gut, wenn man, wie in Göttingen, die Möglichkeit hat, sich über die Entwicklung des eigenen Faches vor Ort intensiv informieren zu können. Der jüngste Band in der Reihe der Veröffentlichungen zur „Göttinger Pädagogik“, Ergänzung eines gleichnamigen Vorgängerbandes [1], enthält Dokumentationen (zweier unveröffentlichter Ansprachen Erich Wenigers sowie der Titel der Dissertationen und Habilitationsschriften in Göttingen von 1945 bis 2007) und verschiedene Abhandlungen – darunter eine wissenschaftshistorisch zwar durchaus interessante, aber in ihrer argumentativen Rahmung unangemessene Darstellung zur Berufung Hartmut von Hentigs nach Göttingen, Berichte über Konferenzen des Instituts für Erziehung und Unterricht, einer an das Pädagogische Seminar angelagerten Einrichtung, ferner über die Schriftenreihe „Göttinger Beiträge zur erziehungswissenschaftlichen Forschung“, sowie Beiträge zu besonderen Forschungsschwerpunkten (Göttinger Katalog Didaktischer Modelle) und Studiengängen (Familienpädagogik und Familienhilfe, Freizeitpädagogik) und schließlich drei Aufsätze von Autoren aus Norwegen, Japan und Finnland, die einen Blick von außen auf die „Göttinger Pädagogik“ werfen. Die Themen sind also weit gestreut, und eine gewisse Vorkenntnis der Entwicklungen in Göttingen in ihren institutionellen und personellen Konstellationen scheint nötig, um die Einzelbeiträge verorten zu können. So werden die Bezüge auf das Pädagogische Seminar der Universität und die Pädagogische Hochschule, die in den 1970er Jahren als Fachbereich Erziehungswissenschaften in die Universität integriert wurde und dort neben dem Pädagogischen Seminar bestand, nicht immer ausreichend klar gemacht – etwa wenn die Göttinger Pädagogik in einem Beitrag v.a. aus Heinrich Heise besteht, der an der PH lehrte (und dessen Bedeutung hier nicht geschmälert werden soll), während die universitären Fachvertreter nicht vorkommen. Man erhält mit diesem Band einen Einblick in verschiedene Facetten der „Göttinger Pädagogik“, ohne dass sich ein schlüssiger Gesamteindruck ergibt. Dafür muss man die anderen Veröffentlichungen zur „Göttinger Pädagogik“ heranziehen, wobei auffällt, dass die jüngeren Entwicklungen nach 1970 bisher nur wenig aufgearbeitet sind.
[1] Rheinländer, K. (Hrsg.): Göttinger Pädagogik in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Hamburg: Kovač 2009.
EWR 11 (2012), Nr. 2 (März/April)
Göttinger Pädagogik in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Teil 2
Hamburg: Kovac 2011
(242 S.; ISBN 978-3-8300-5541-9; 29,00 EUR)
Klaus-Peter Horn (Göttingen)
Zur Zitierweise der Annotation:
Klaus-Peter Horn: Annotation zu: Hoffmann, Dietrich (Hg.): Göttinger Pädagogik in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Teil 2. Hamburg: Kovac 2011. In: EWR 11 (2012), Nr. 2 (Veröffentlicht am 10.04.2012), URL: http://klinkhardt.de/ewr/annotation/978383005541.html
Klaus-Peter Horn: Annotation zu: Hoffmann, Dietrich (Hg.): Göttinger Pädagogik in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Teil 2. Hamburg: Kovac 2011. In: EWR 11 (2012), Nr. 2 (Veröffentlicht am 10.04.2012), URL: http://klinkhardt.de/ewr/annotation/978383005541.html