Manche Bücher kann man gut gegen die Chronologie lesen. Das hier annotierte gehört meines Erachtens dazu. Ewald Terhart, einer der ersten wertschätzenden Kritiker der von John Hattie 2009 publizierten Analyse „Visible Learning“, hat die ungewöhnlich große Resonanz dieser Studie zum Anlass genommen und namhafte Autoren aus Deutschland und der Schweiz zu einer Auseinandersetzung eingeladen. Dazu gehören auch Wolfgang Beywl und Klaus Zierer, die Hatties Studie ins Deutsche übertragen haben und dies kommentieren. Nach dem grundlegenden Beitrag von Terhart (Der Heilige Gral der Schul- und Unterrichtsforschung – gefunden?) stellen Olaf Köller, Hans Brügelmann, Hans-Joachim von Olberg, Hans-Günter Rolff, Thomas Kremers, Kristina Reiss, Matthias Bernhard, Marko Demantowsky, Monika Waldis, Hilbert Meyer und Hans Anand Pant ihren Blick auf die Studie vor. Dem Hype, den die Hattie-Studie unter Fach- und Nichtfachleuten hervorrief und der John Hattie im Magazin „Stern“ den Namen „Harry Potter der Pädagogen“ eingebracht hat, stellen sie Erklärung und Expertise an die Seite. Unter Fragen wie „What works best in school?“, „Hat John Hattie eine Allgemeine Didaktik entwickelt?“ oder „Sind schulische Strukturfaktoren wirklich nicht so wichtig?“ nehmen sie sowohl die Befunde von Hattie als auch die Rezeption seiner Studie unter die Lupe. Ob aus methodischer oder (fach-)didaktischer Sicht – jeder der Beiträge macht „Probleme sichtbar“. Wer sie liest, versteht auch besser, wie es möglich ist, dass in die visualisierten Ergebnisse (Hatties Barometer) hineingelesen werden kann, was einzelne Rezipienten schon immer gedacht oder gemacht haben (vgl. Rolffs Aufruf, Abstand zu nehmen vom Missbrauch der Hattie-Studie). Jeder der Aufsätze ist anders nuanciert, abwägend und kritisch, kurzweilig, klug und inspirierend. Meine Empfehlung ist: Lesen und Weitersagen.