Dass Wolfgang Brezinka einer der international bekanntesten deutschsprachigen (so muss man ihn ja benennen, nachdem er vor Jahren die österreichische Staatsbürgerschaft angenommen hat) „Pädagogiker“ (so seine eigene Terminologie) ist, wird durch die Dokumentation seiner Vortragstätigkeit über mehr als 50 Jahre hinweg eindrucksvoll gezeigt. In biografischer wie disziplingeschichtlicher Perspektive bietet eine solche Dokumentation reichhaltiges Material: Die Themenkonstanten und den Wandel bei Brezinka, die Kontexte, in denen die Vorträge gehalten wurden, die Fragestellungen, die national wie international nachgefragt wurden. Hier finden sich denn auch Informationen, die manchen überraschen werden (so man sich denn mit ihm nicht weiter auseinandergesetzt hat; für Kenner des Brezinkaschen Weges ist seine Beschäftigung mit Fragen jenseits der Metatheorie, der Erziehungsziele und der Auseinandersetzung mit der „Pädagogik der Neuen Linken“ nichts Neues), z.B. die, dass Brezinka sich in den 1960er Jahren intensiv mit Fragen der Sozialarbeit, der Familie, Kindheit und Jugend befasst hat, neben der nicht weiter verwunderlichen Feststellung, dass die Themen seiner Bücher auch in den Vorträgen durchgängig wieder zu finden sind. Dennoch mag man sich über den Wert solcher Sammlungen streiten, finden sich doch nicht wenige Vortragsthemen mehrfach und über längere Zeiträume (wobei wohl auch Fehler passiert sein mögen, z.B. eine seltsame Dopplung bei den Vorträgen 161. und 171.), woraus man v.a. erfährt, dass auch Brezinka Vorträge mehrfach verwertet hat, aber eben nichts über die Inhalte: wurden Veränderungen vorgenommen, sind die Vorträge publiziert, wie waren die Reaktionen darauf? Etwas anders steht es mit den „Beiträgen zur österreichischen Bildungspolitik“ (zu Fragen der Lehrerbildung sowie der Schul- und Universitätsreform), die anhand der Texte den streitbaren, ohne Umschweife zur Sache kommenden und streng bewertenden Autor zeigen, der auch aus anderen Publikationen bekannt (und nicht immer beliebt) ist.
Die Publikationsform der „Retrospektiven“ ist (auch von der Gestaltung her: in diesem Fall handelt es sich jeweils um mehrere Hefte, bei denen mitten im Text das eine Heft enden und das andere beginnen kann) eigener Art und muss trotz der ISSN zur grauen Literatur gerechnet werden. Zu überlegen wäre m.E., die z.T. sicher für einen größeren Kreis interessanten Hefte der „Retrospektiven“ über das Internet verfügbar zu machen.
EWR 8 (2009), Nr. 2 (März/April)
Verzeichnis der Vorträge 1951-2008
(Retrospektiven in Sachen Bildung, Reihe 1 (Bibliographie) Nr. 8)
Klagenfurt: Bezug über den Herausgeber, Prof. Elmar Lechner, Universität Klagenfurt 2008
(2 Hälften, 85 + XXVII S., ISSN 1019-2379; )
Beiträge zur österreichischen Bildungspolitik 1957-1969
(Retrospektiven in Sachen Bildung, Reihe 10 (Ãœbersehene Quellen) Nr. 30)
Klagenfurt: Bezug über den Herausgeber, Prof. Elmar Lechner, Universität Klagenfurt 2008
(3 Drittel, 103 + XXXV S., ISSN 1019-2379; )
Klaus-Peter Horn (Tübingen)
Zur Zitierweise der Annotation:
Klaus-Peter Horn: Annotation zu: Brezinka, Wolfgang: Verzeichnis der Vorträge 1951-2008, (Retrospektiven in Sachen Bildung, Reihe 1 (Bibliographie) Nr. 8). Klagenfurt: Bezug über den Herausgeber, Prof. Elmar Lechner, Universität Klagenfurt 2008. In: EWR 8 (2009), Nr. 2 (Veröffentlicht am 27.03.2009), URL: http://klinkhardt.de/ewr/annotation/2379.html
Klaus-Peter Horn: Annotation zu: Brezinka, Wolfgang: Verzeichnis der Vorträge 1951-2008, (Retrospektiven in Sachen Bildung, Reihe 1 (Bibliographie) Nr. 8). Klagenfurt: Bezug über den Herausgeber, Prof. Elmar Lechner, Universität Klagenfurt 2008. In: EWR 8 (2009), Nr. 2 (Veröffentlicht am 27.03.2009), URL: http://klinkhardt.de/ewr/annotation/2379.html