
Eines der vielleicht hervorragendsten Merkmale von Pool Maags Arbeit besteht darin, dass sie sich innerlich vorbehaltlos hinter die schwierige Aufgabe von betroffenen Jugendlichen und die sie begleitenden Lehrpersonen und Coaches stellt und dass sie zugleich versucht, alle verfügbaren Wissensressourcen, die sie in der Rolle als Wissenschafterin ausfindig machen konnte und die zur Bewältigung dieser Aufgabe nützlich sein könnten, beizuziehen. Die Arbeit integriert sonder-, berufs- und schulpädagogisches Wissen, empirische Untersuchungen über soziale Benachteiligung und Transitionsprozesse, Studien zur Bildungs- und Arbeitsmarktforschung sowie Konzepte und, soweit vorfindbar, empirische Arbeiten über Coachingprozesse. Heterogenitätsrelevante Aspekte wie Behinderung, Geschlecht oder Herkunft werden ebenso thematisiert. Perspektivisch integriert die Autorin die Befunde aus der Literatur über einen gesundheitspsychologischen und am Konstrukt des Lebenslaufs orientierten Fokus. Weil sie diesen Fokus auf dem Hintergrund der Exklusionsthematik wählt, gelingt es ihr, die ökosystemischen Bedingungen von Individuation mitzuberücksichtigen – auch wenn ihr die personalen Dimensionen insgesamt näher bleiben.
Der empirische Teil der Arbeit folgt einem formativen Evaluationsdesign im quantitativen und qualitativen Paradigma. Da es sich dabei um einen Begleitprozess zur Entwicklung einer Coachingpraxis in der Berufsbildung handelt, in welchem eine überschaubare Anzahl Personen involviert waren, hätte man sich ein konsequenter qualitativ ausgerichtetes Vorgehen gewünscht, das vermutlich noch besser in der Lage gewesen wäre, die Tiefendimensionen der Erfahrungen in diesen Systembrüchen zur Sprache zu bringen.
Konzeptionell zielt Pool Maag mit ihrer Arbeit auf eine Coaching-Rahmentheorie, die sie sonderpädagogisch einbettet. „Sonderpädagogisch“ heisst hier: Bezug nehmend auf die Aufgabe der Exklusionsvermeidung (Vera Moser) im Erziehungs- und Beschäftigungssystem und verbunden mit dem Anspruch auf Bildung. Die Begriffswahl zwischen Konkretisierung und inhaltlicher Unterbestimmtheit – „förderorientiertes Coaching“ – dokumentiert, wie schwierig es ist, die Qualität der Problemstellung und der Arbeit zu beschreiben, der die Autorin mit ihrer Studie sorgfältig nachgegangen ist. In diesem Sinne ist die Dissertation nicht nur in Bezug auf ihren unmittelbaren Gegenstand interessant zu lesen, sondern sie ist auch als Fall von Wissensproduktion, auf dem Hintergrund der Frage wie heterogene Wissensbestände aufeinander bezogen werden können, anregend.