Der Band „Methodik: Lern-Arrangements in der Berufsbildung“ von Bernhard Bonz ist Teil der Schriftenreihe „Studientexte Basiscurriculum der Berufs- und Wirtschaftspädagogik“ – SBBW. Nach Angaben des Autors im Geleitwort ist das Ziel der Schriftenreihe, in thematisch enger Orientierung an das Basiscurriculum für das universitäre Studienfach Berufs- und Wirtschaftspädagogik in den Bänden zugeordnete Themenbereiche einzuführen. So soll eine Arbeitsgrundlage für die Anwendung in der pädagogischen Ausbildung in Studiengängen zur Vorbereitung auf eine Berufstätigkeit im berufsbildenden Schulwesen, im betrieblichen Bildungs- und Personalwesen, in der beruflichen Weiterbildung, in der Bildungsverwaltung, im Bildungsmanagement und in der Bildungspolitik geschaffen werden.
Bernhard Bonz beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Darstellung und Systematisierung von Methoden des Lehrens und Lernens in der beruflichen Bildung und gilt mit seinen zahlreichen Publikationen (so z. B. seinem Lehrbuch „Methoden der Berufsbildung“) als Experte auf dem Gebiet.
Das insgesamt 186 Textseiten umfassende Studienbuch bietet eine schnelle Übersicht über das Themenfeld der Methodik in der beruflichen Bildung, ohne wesentliche Details zum Gesamtverständnis unberücksichtigt zu lassen. Dabei erhält der Leser zunächst eine Orientierung und den Verweis auf die praktische Verwertbarkeit der Thematik, die auf den professionellen Entscheidungen zu Methoden unter Berücksichtigung von didaktischen und somit den thematischen sowie auf Unterrichtsziele fokussierenden Gesichtspunkten und Querbezügen basiert. Im Einführungskapitel legt der Autor durch die Auseinandersetzung mit den Begriffen Lernen, Lehren und Lern-Arrangement das Fundament für ein zeitgemäßes Verständnis von Lernanlässen sowie selbst- und fremdgesteuertem Lernen. Im zweiten Kapitel thematisiert er das Wesen von Methoden als Muster für das Arrangement von Lernsituationen und stellt explizit Bezüge zu Lerntheorien und den Einfluss von Umgebungsbedingungen dar. Kapitel drei und vier dienen der Darstellung methodischer Entscheidungsebenen und deren Interdependenzen sowie der Einflüsse zur Methodenwahl. Das fünfte Kapitel bietet dem Leser einen Überblick über das vom Autor so bezeichnete „Methodenarsenal“ in der beruflichen Bildung. Hier beschreibt Bonz historische Bezüge, methodische Großformen und Handlungsmuster, die damit ein „Methodenspektrum der Berufsbildung“ bilden. In logischer Konsequenz einer zu Beginn der Schrift formulierten Begriffsbestimmung der Methodik als Bereich der Methoden und Medien geht der Autor in Kapitel sechs auf „Medien in Lern-Arrangements“ ein. Dabei stehen die Funktionen von Medien, eine Begriffsbestimmung zu Lehr- und Lernmittel sowie das Aktionsfeld „Präsentation und Moderation mit Medien“ im Fokus. Computern in der Berufsbildung und E-Learning widmet der Verfasser in Kapitel sieben eine eigene Plattform. Damit wird dem Umstand Rechnung getragen, dass sich Funktionen des Mediums Computer und dessen Anwendung als Lehrmittel von den Funktionen der konventionellen Medien unterscheiden. Das achte Kapitel enthält ergänzend zu den vorgelagerten Ausführungen mit den Modellen zur Instruktion/Konstruktion, zum situierten Lernen, dem Modell der Anchored Instruction und dem Cognitive-Apprenticeship-Ansatz weitere methodische Ansätze und Theorien, die jeweils kurz beschrieben sind. Das abschließende Kapitel neun greift den eingangs angedeuteten Bezug zu einer pädagogischen Professionalität im didaktisch-methodischen Handeln auf. Der Autor thematisiert hierbei den Begriff der Methodenkompetenz von Lehrpersonen. Diese konkretisiere sich in der adäquaten Wahl einer Methode sowie entsprechender Planung und Realisierung von Lehr-Lernprozessen.
Bonz bezieht sich in seiner Beschreibung des Methodenspektrums der Berufsbildung zunächst auf die gängigen didaktischen Modelle und deren Beiträge für die Methodik-Diskussion. So finden sich die Grundzüge der Unterrichtsplanung nach dem Berliner Modell von Paul Heimann, Gunter Otto und Wolfgang Schulz im konzeptionellen Ansatz wieder, werden jedoch durch eine ganzheitliche Perspektive auf die Anwendungsbereiche beruflicher Bildung ergänzt. Dabei liefert der Autor einige Bezüge und Beispiele zu Methoden der betrieblichen Aus- und Weiterbildung. Eine Engführung auf schulische Kontexte entgegen der großen Bedeutung von Lernortkooperation in der Beruflichen Bildung wird trotz offensichtlicher Bezüge aus der Allgemeinbildung vermieden. Das Lehrbuch präsentiert in anschaulicher Weise ausgehend von Begriffsklärungen von „Sozialformen“, „Aktionsformen“, „Artikulation“ eine Vielzahl traditioneller wie auch handlungsorientierter methodischer Ansätze. Die kurzen Beschreibungen hierzu reichen von „Alleinarbeit“ bis „Zukunftswerkstatt“ und bieten somit einen umfangreichen Ausschnitt zu möglichen Verfahren.
Das Werk enthält ganz im Stile eines Arbeits- und Studienbuches nach Abschluss eines jeden Kapitels einen Abschnitt mit Aufgaben zur Lektion, die den Leser bei der Reflexion des Textabschnittes unterstützen sollen. Schriftgröße und Arrangement richten sich nach der Bedeutung der Textstelle. So wird bei der Lektüre eine Unterscheidung in die drei Bereiche Haupttext, ergänzender Text und Erläuterungen (in der Fußnote) deutlich. Das Werk ist durch anschauliche Visualisierungen (Graphiken, Beispiele, Zusammenfassungen) in geometrischen Rahmen bereichert. Im thematischen Aufbau folgt das Lehrbuch sehr konsequent dem o.g. Positionspapier der Sektion Berufs- und Wirtschaftspädagogik (BWP) in der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE). Dort wird ein Themengebiet „Berufsbezogene Lehr-Lern-Arrangements als Integrationen didaktischer, methodischer und medialer Entscheidungen“ im Schwerpunktbereich „Didaktik der beruflichen Aus- und Weiterbildung“ stichpunktartig beschrieben, welches in Inhalt und Wesen der vorliegenden Publikation entspricht. Die von der Herausgeberschaft intendierte Funktion der Studientexte wird damit gewährleistet.
In der Hochschulpraxis fällt häufig auf, dass bei Studierenden der Berufs- und Wirtschaftspädagogik gerade im Umgang mit Begrifflichkeiten zur Methodik des beruflichen und sozialen Lernens Schwierigkeiten auftreten. Diverse Modelle und Diskrepanzen bei der Verwendung von Begriffen führen oft zu Verwirrungen. Der vorliegende Band eröffnet hier einen systematischen Zugang zur Materie, wird dabei aber sicherlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Die Anbindung an das formal vereinbarte und in der Zunft diskutierte Gesamtcurriculum bietet dabei nur Vorteile. Kapitel sieben und acht zu den neuen Medien bzw. zu besonderen methodischen Ansätzen bieten ebenfalls nur einen kleinen Ein- und Überblick und spornen dadurch den Leser an, vertiefend zu recherchieren. Sollte eine Neuauflage des Buches vorgenommen werden, wäre es sicher von großem Gewinn, hier nochmals auf aktuelle Entwicklungen in der Theoriegenese und bei den Themen E-Learning und blended learning einzugehen.
„Methodik: Lern-Arrangements in der Berufsbildung“ ist ein Studienbuch, das für den Einsatz im hochschulischen Kontext prädestiniert ist und somit die vom Autor angegebene zentrale Zielgruppe erreichen kann. Des Weiteren bietet das Werk für an methodischen Fragen des beruflichen Lernens interessiertes Berufsbildungspersonal aus verschieden Bereichen der Erwachsenbildung eine übersichtliche Orientierung zum Thema. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich die Lektüre des Buches lohnt, zumal es didaktisch gut und prägnant aufbereitet ist und schnelles Lesen ermöglicht. Ein Sachwortverzeichnis ist vorhanden, allerdings ist nicht zu empfehlen, die Publikation als Nachschlagewerk zu nutzen. Der Autor hat zu Gunsten der besseren Lesbarkeit auf eine klare thematische Abgrenzung der einzelnen Themenblöcke verzichtet.
EWR 12 (2013), Nr. 2 (März/April)
Methodik: Lern-Arrangements in der Berufsbildung
Studientexte Basiscurriculum Berufs- und Wirtschaftspädagogik – SBBW
Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren 2009
(199 S.; ISBN 978-3-8340-0586-1; 18,00 EUR)
Jörg Zinn (Erfurt)
Zur Zitierweise der Rezension:
Jörg Zinn: Rezension von: Bonz, Bernhardt: Methodik: Lern-Arrangements in der Berufsbildung, Studientexte Basiscurriculum Berufs- und Wirtschaftspädagogik – SBBW. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren 2009. In: EWR 12 (2013), Nr. 2 (Veröffentlicht am 03.04.2013), URL: http://klinkhardt.de/ewr/978383400586.html
Jörg Zinn: Rezension von: Bonz, Bernhardt: Methodik: Lern-Arrangements in der Berufsbildung, Studientexte Basiscurriculum Berufs- und Wirtschaftspädagogik – SBBW. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren 2009. In: EWR 12 (2013), Nr. 2 (Veröffentlicht am 03.04.2013), URL: http://klinkhardt.de/ewr/978383400586.html