EWR 11 (2012), Nr. 2 (März/April)

Karl-Oswald Bauer / Andreas Bohn / Pierre Kemna / Niels Logemann
Pädagogische Qualität messen
Ein Handbuch
Münster/ New York/ München/ Berlin: Waxmann 2010
(184 S.; ISBN 978-3-8309-2415-9; 24,90 EUR)
Pädagogische Qualität messen Was ist pädagogische Qualität? Wie und von wem lässt sich pädagogische Qualität messen? Derartige auf pädagogische Handlungsprozesse und deren Wirkungen ausgerichtete Fragen stehen im Mittelpunkt des vorliegenden Handbuchs.

Die Herausgeber bieten einen gut verständlichen Einblick in von ihnen zusammengetragene bzw. (weiter-)entwickelte „empirisch gültige Messverfahren, mit denen die Güte pädagogischen Handelns überprüft werden kann“ (9). Kursorisch wird zunächst in die Qualität von Unterricht, Beratungsprozessen und Schule eingeführt und ein Überblick über gängige Qualitätsmanagementmodelle wie DIN EN ISO 9001, EFQM, FQS und PQM gegeben, bevor theoretische Modelle zur Erklärung der Wirkungsweise von Unterricht bzw. von Schulleistung angeführt werden. Die Darstellungen theoretischer Grundlagen etwa zum Rasch-Modell und zur Item-Response-Theorie sind sicherlich nicht erschöpfend, für den Anspruch des Handbuchs allerdings hinreichend.

Die vorgestellten Indikatoren und Messinstrumente sind auf fachübergreifende oder fachspezifische Merkmale ausgerichtet und betreffen entweder die Prozessqualität oder die Ergebnisqualität: Im Hinblick auf die Unterrichtsqualität sind dies beispielsweise Skalen zum Erfassen des Interaktionstempos, zur Aufgabenangemessenheit, zum Gerechtigkeitserleben und zur Burnoutbedrohung oder auch zum Sicherheitserleben im Sportunterricht, zu ästhetischen Erfahrungsräumen im Musikunterricht sowie zu Motivation, Volution und sozialen Kompetenzen. Auf die Schulqualität bezogen werden Skalen zur elterlichen Wahrnehmung der Schulqualität, zur Effizienz des Schulmanagements und zum Führungskonzept dargestellt.

Anschaulich wird im Weiteren ein Beispiel gelungenen Qualitätsmanagements referiert, bei dem insbesondere die Ergebnisrückmeldung einer externen Evaluation an eine Schule im Mittelpunkt steht. Mithilfe eines Leitfadens zur Anwendung bestehender Skalen zu den drei Qualitätsbereichen Interessantheit / Motivierungsgehalt, inhaltliche Strukturiertheit und Adaptivität werden Lehrkräfte zur Überprüfung der eigenen Unterrichtsqualität angeregt. Schließlich streben die Herausgeber an, „Messen“ als Technologie begreifbar zu machen und pädagogische Qualität in ein Verständnis des von Karl-Oswald Bauer entwickelten Konstrukts des professionellen Selbst einzubinden. Der Band endet mit einem knappen Ausblick, in dem Kooperation und Teamarbeit im pädagogischen Kontext als bedeutsam betont und eine reflektierte Nutzung technologischer Möglichkeiten als unerlässlich bezeichnet werden.

Neben textbezogenen Übungen, Anwendungsbeispielen, Leseempfehlungen und einem dreieinhalbseitigen Glossar gibt es auch zahlreiche Hinweise auf die Online-Testothek des Zentrums für Empirische Bildungsforschung und Fachdidaktik der Universität Vechta, in der die thematisierten Skalen hinterlegt sind. Insofern ist das Buch in Teilen deutlicher herkunftspezifisch als man es von einem Handbuch gemeinhin erwartet. Von Nachteil ist das nicht. Wer mit Qualitätssicherung und -verbesserung von Schule und Unterricht befasst ist, ist mit dem Buch gut bedient.
Daniel Blömer (Braunschweig)
Zur Zitierweise der Rezension:
Daniel Blömer: Rezension von: Bauer, Karl-Oswald / Bohn, Andreas / Kemna, Pierre / Logemann, Niels: Pädagogische Qualität messen, Ein Handbuch. Münster/ New York/ München/ Berlin: Waxmann 2010. In: EWR 11 (2012), Nr. 2 (Veröffentlicht am 10.04.2012), URL: http://klinkhardt.de/ewr/978383092415.html