
Nach einer kurzen Einführung in die systematischen Bezugspunkte von Gesundheit und Sozialer Arbeit werden beispielhaft unterschiedliche Gesundheitssysteme und ihre Steuerungen vorgestellt. Ein anschaulich zusammengestellter historischer Rückgriff auf die Entwicklung der staatlichen Gesundheitsfürsorge bindet die Entstehungsgeschichte der Körperkulturen, des modernen Gesundheitsbewusstseins, der Hygiene und schließlich der Sozialhygiene zusammen. Die Autoren heben anhand von Beispielen wie der Tuberkulose überzeugend hervor, dass die im 20. Jahrhundert entstehende Gesundheitsfürsorge nicht außerhalb der gesellschaftspolitischen Entwicklungen agiert, sondern ihren Auftrag eng mit den jeweiligen Vorstellungen von öffentlicher Ordnung und den herrschenden Ideologien verknüpft.
Nach einer guten Übersicht der unterschiedlichen theoretischen Erklärungsmodelle zur Entstehung von Krankheit und Gesundheit sowie zur Erforschung des gesundheitsbezogenen Alltagshandelns greifen die Autoren die aktuelle Debatte um gesundheitliche Ungleichheit auf. Mittels der vielfältigen empirischen Befunde fokussieren sie insbesondere auf die immanenten Verbindungen von gesundheitlichen und sozialen Ungleichheiten und das spezifische Potential der Bearbeitung durch Soziale Arbeit. Durch den als „soziale Bildung“ skizzierten Ansatz soll ein explizit sozialpädagogischer Zugang zu den Problemlagen angeregt werden. Als eine weitere, sozialstrukturelle Perspektive auf Gesundheit, Gesundheitsverhalten und -förderung werden die spezifischen Problematiken entlang der unterschiedlichen Lebensphasen und als Geschlechterdifferenz erörtert. Im letzten Teil des Buches stellen die Autoren konkrete berufliche Felder „sozialer Gesundheitsarbeit“ und die sich wandelnden sozialpädagogischen Konzepte ausführlich vor, z.B. die Sucht- und Aidsprävention, die gesundheitsbezogene Gemeinwesenarbeit und die Klinische Sozialarbeit. Besonders anregend sind hier die kurzen Darstellungen von Modellprojekten, die Lust machen, mehr von der jeweiligen Praxis zur Prävention und Gesundheitsförderung zu erfahren.
Das Einführungsbuch wurde mittels einer Fülle von Hinweisen und Kurzzusammenfassungen zu empirischen Studien zusammengestellt, entlang derer die Autoren ihre Argumentation entwickeln. Man merkt dem Text an, dass die Autoren auf eigene Forschungen und eine langjährige fundierte theoretische Bearbeitung der Thematik zurückgreifen können. Die rekonstruierten historischen Entwicklungslinien sowie die gesundheitswissenschaftlichen Konzepte werden systematisch einer kritischen Reflexion unterzogen, die darauf abzielt, die spezifische soziale Dimension von Gesundheit und Gesundheitsförderung hervorzuheben. Das Buch ist uneingeschränkt all denjenigen zu empfehlen, die sich einen Überblick über den aktuellen Stand der Debatte verschaffen möchten und zudem reflexive Anregungen suchen, Gesundheit und Gesundheitsförderung als Schlüsselaufgabe der Sozialen Arbeit zu denken und konzeptionell weiter zu entwickeln.