EWR 1 (2002), Nr. 3 (Juli 2002)

Ralf Koerrenz / Will Lütgert (Hrsg.)
Jena-Plan
Über die Schulpädagogik hinaus
Weinheim und Basel: Beltz Verlag 2001
(158 Seiten; ISBN 3-407-25245-5; 19,90 EUR)
Jena-Plan Aufgrund einer Vorlesungsreihe zur 75. Wiederkehr des ersten Schuljahres der von Peter Petersen 1924 übernommenen Übungsschule an der Jenaer Universität ist ein Band entstanden, worin die Herausgeber ausgewählte Schwerpunkte der Jenaplan-Pädagogik kritisch bilanzieren lassen. Das Ziel besteht darin, die reformerische und erziehungswissenschaftliche Leistung Petersens in ihren Stärken und Schwächen zu diskutieren, also abzuklären, was heute noch anschlussfähig ist und weshalb man sich noch mit Petersen, seiner Erziehungsphilosophie und seiner Schulpädagogik beschäftigen sollte.

Koerrenz und Lütgert umreissen zunächst die Blickwinkel, unter denen die abgedruckten Beiträge stehen – den erziehungswissenschaftlichen, den schulpädagogischen, den sozialpädagogischen und den religionspädagogischen. Das bedeutet, dass man im vorliegenden Band nichts erfährt über die Jenaer Übungsschule und ob sie Petersens Pädagogik tatsächlich verändert hat – was auch nicht versprochen wird. Die gefeierte Institution lieferte 1999 lediglich den Anlass, einzelne Aspekte der Jenaplanpädagogik zu thematisieren.

So geht es Ralf Koerrenz im einleitenden Aufsatz um eine neue Konzeption des sozialen Lernens, die Petersen weniger auf Personen bezogen, sondern in Stufen erfolgend und im Medium einer ‚Gegenöffentlichkeit’ konzipiert hat. Karin Kleinespel unterstellt die Verschränktheit von erziehungswissenschaftlicher Theorie, pädagogischer Praxis und schulpädagogischer Forschung bei Petersen, die sie unter Hinzunahme der Versuche von Dewey und Hentig belegt. Michael Winkler fragt sich, ob Petersens erziehungswissenschaftliches Denken einer ‚falschen Theorie’ folge, die jedoch trotzdem eine ‚richtige Praxis’ nach sich ziehe. Ewald Johannes Brunner beschreibt Petersen als Pionier der Unterrichtsforschung und Oliver Kliss geht der ‚Religion bei Petersen’ nach. Wolfgang Schröer klärt Petersens Verhältnis zur Sozialpädagogik, während Christian Niemeyer über das Verhältnis von Petersen und Nietzsche schreibt. Den Schluss bilden drei Beiträge – eine ‚reformtheoretische Skizze‘ von Peter Fauser, der fragt, was wir eigentlich vom Jena-Plan haben, Klaus Pranges Beschreibung von Petersens Lehre der ‚pädagogischen Situation’ und Will Lütgerts Ausführungen zur ‚Permanenz des Jenaplans’.

Wie die Reihe der bearbeiteten Aspekte zeigt, dürfte dieser Band eine Leserschaft interessieren, welche Petersen und den Jena-Plan zwar kennt, sich aber doch mit zusätzlichen Informationen über die theoretischen und praxisrelevanten Implikationen des Jena-Plan-Ansatzes vertiefter informieren möchte.
Hans-Ulrich Grunder (Tübingen)
Zur Zitierweise der Rezension:
Hans-Ulrich Grunder: Rezension von: Koerrenz, Ralf / Lütgert, Will (Hg.): Jena-Plan, Über die Schulpädagogik hinaus, Weinheim und Basel: Beltz Verlag 2001. In: EWR 1 (2002), Nr. 3 (Veröffentlicht am 01.07.2002), URL: http://klinkhardt.de/ewr/40725245.html