
Koerrenz und Lütgert umreissen zunächst die Blickwinkel, unter denen die abgedruckten Beiträge stehen – den erziehungswissenschaftlichen, den schulpädagogischen, den sozialpädagogischen und den religionspädagogischen. Das bedeutet, dass man im vorliegenden Band nichts erfährt über die Jenaer Übungsschule und ob sie Petersens Pädagogik tatsächlich verändert hat – was auch nicht versprochen wird. Die gefeierte Institution lieferte 1999 lediglich den Anlass, einzelne Aspekte der Jenaplanpädagogik zu thematisieren.
So geht es Ralf Koerrenz im einleitenden Aufsatz um eine neue Konzeption des sozialen Lernens, die Petersen weniger auf Personen bezogen, sondern in Stufen erfolgend und im Medium einer ‚Gegenöffentlichkeit’ konzipiert hat. Karin Kleinespel unterstellt die Verschränktheit von erziehungswissenschaftlicher Theorie, pädagogischer Praxis und schulpädagogischer Forschung bei Petersen, die sie unter Hinzunahme der Versuche von Dewey und Hentig belegt. Michael Winkler fragt sich, ob Petersens erziehungswissenschaftliches Denken einer ‚falschen Theorie’ folge, die jedoch trotzdem eine ‚richtige Praxis’ nach sich ziehe. Ewald Johannes Brunner beschreibt Petersen als Pionier der Unterrichtsforschung und Oliver Kliss geht der ‚Religion bei Petersen’ nach. Wolfgang Schröer klärt Petersens Verhältnis zur Sozialpädagogik, während Christian Niemeyer über das Verhältnis von Petersen und Nietzsche schreibt. Den Schluss bilden drei Beiträge – eine ‚reformtheoretische Skizze‘ von Peter Fauser, der fragt, was wir eigentlich vom Jena-Plan haben, Klaus Pranges Beschreibung von Petersens Lehre der ‚pädagogischen Situation’ und Will Lütgerts Ausführungen zur ‚Permanenz des Jenaplans’.
Wie die Reihe der bearbeiteten Aspekte zeigt, dürfte dieser Band eine Leserschaft interessieren, welche Petersen und den Jena-Plan zwar kennt, sich aber doch mit zusätzlichen Informationen über die theoretischen und praxisrelevanten Implikationen des Jena-Plan-Ansatzes vertiefter informieren möchte.