Wörterbücher und Nachschlagewerke existieren für eine Vielzahl von Wissenschaftsdisziplinen und können als Standardwerke in der wissenschaftlichen Literatur bezeichnet werden. Ein Wörterbuch „Ökonomische Bildung“ hat es in dieser Form bisher nicht gegeben. Dies erscheint insofern erstaunlich, als dass die Forderung nach ökonomischer Bildung insbesondere an allgemein bildenden Schulen zunehmend an Bedeutung gewinnt. Eine Umsetzung dieser Forderung erfolgt in unterschiedlichen curricularen Ansatzpunkten. Sie reichen von einem eigenständigen Fach Ökonomie bis hin zur Aufnahme des Faches in einem Fächerverbund. Die Herausgeber Birgit Weber und Reinhold Hedtke haben die Notwendigkeit der Erstellung eines Nachschlagewerkes für die Didaktik der Wirtschaftswissenschaften erkannt und umgesetzt.
Erklärt werden Begriffe aus unterschiedlichen Wissenschaftsdisziplinen, denen gemeinsam ist, dass sie einen einschlägigen Bezug zur Didaktik der Wirtschaftswissenschaften aufweisen. „Die Wirtschaftsdidaktik tritt hier ihren ökonomischen Bezugswissenschaften und der Erziehungswissenschaft selbstbewusst als eigenständige Disziplin gegenüber.“ (19) Erstmals werden damit zentrale Begriffe der Didaktik der Wirtschaftswissenschaften zusammengestellt und in einem Werk erläutert. Nicht weniger als 250 Einträge wurden von 60 namenhaften Autoren aus dem gesamten Bundesgebiet verfasst. Damit ist eine Vielfältigkeit unterschiedlicher Sichtweisen und Auffassungen gegeben, die nach Ansicht der Autoren „den Stand der Wirtschaftsdidaktik“ (21) präsentieren.
Der Aufbau des Buches ist transparent gegliedert. Neben dem in einem Wörterbuch gewohnten alphabetischen Verzeichnis, ist hier ein systematisches Verzeichnis vorzufinden, das die wirtschaftsdidaktischen Grundlagen präsentiert und gleichzeitig eine klare Strukturierung vorgibt. Somit lassen sich die einzelnen Stichworte den Bereichen „Grundlagen, Konzeptionen und Fächer ökonomischer Bildung“, „Bildungsfelder“, „Rollen und Sozialisation“, „Ziele, Werte, Kompetenzen“, „Planung und Evaluation“ sowie „Denkschemata“ und „Inhaltsfelder“ systematisch zuordnen und erhöhen die Anschaulichkeit der Nutzung. Dem Leser bleibt es überlassen, sich an einem systematischen Vorgehen zu orientieren, um sich bestimmte wirtschaftsdidaktische Grundlagenbereiche zu erschließen oder das alphabetische Verzeichnis zu nutzen, um eine kurze Vorstellung und Erläuterung einzelner wirtschaftsdidaktischer oder im Zusammenhang mit ökonomischer Bildung und Wirtschaftsdidaktik stehenden Begrifflichkeiten zu erlangen. Gerade in Bezug auf die Nutzung des alphabetischen Verzeichnisses wäre es jedoch wünschenswert und hilfreich gewesen, den einzelnen Stichwörtern Seitenzahlen zuzuordnen, um ein einfacheres Auffinden des jeweiligen Begriffes zu ermöglichen.
Die einzelnen Stichworte werden in kurzen Beiträgen erläutert, die je nach Autor zum Teil recht deutlich hinsichtlich Ausführlichkeit, Abstraktionsniveau und Schwerpunktlegung variieren. Betrachtet man die von den Herausgebern angegebene Zielgruppe des Werkes, so kann gerade das unterschiedlich gewählte theoretische Niveau der Erklärungen insbesondere bei Studierenden, die über keine ökonomischen Grundkenntnisse verfügen, möglicherweise zu Verständnisschwierigkeiten führen. Für die Zielgruppe der Referendare, Fachleiter und Lehrenden, die im Bereich der ökonomischen Bildung tätig sind, stellt es ein umfassendes und fundiertes Nachschlagewerk dar, das trotz der doch recht hohen Anzahl an Stichwörtern kompakt und handlich bleibt.
In den einzelnen Beiträgen selbst erfolgen Hinweise auf die Erklärung weiterer Stichwörter, die im Buch zu finden sind und je nach Informationsbedürfnis des Lesers genutzt werden können. Nach jedem Beitrag erfolgen weiterführende Literaturangaben, die aber auch hier je nach Autor unterschiedlich lang ausfallen. Einzelne Abbildungen und Übersichten erhöhen die Anschaulichkeit der Beiträge. Die Auswahl und Vollständigkeit der Begriffe könnten einen Kritikpunkt darstellen, dem sich die Herausgeber aber bereits in der Einleitung stellen, indem sie betonen, dass das Wörterbuch als Vorschlag dafür zu betrachten ist, was als Bestandteil der Wirtschaftsdidaktik gelten soll, ohne Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben (25). Das Buch stellt ein aktuelles Nachschlagewerk für die Didaktik der Wirtschaftswissenschaften dar. Es gibt einen ausführlichen Überblick über Inhalte und Begriffe und repräsentiert damit den gegenwärtigen Stand der Disziplin Wirtschaftsdidaktik. Und das ist auch der Verdienst der Herausgeber und Autoren.
Der Leser erhält ein fundiertes Nachschlagewerk, das ihm die Möglichkeit eröffnet sich über Bereiche der Wirtschaftsdidaktik sowie damit verbundene zentrale Begrifflichkeiten zu informieren und auseinanderzusetzen. Das Wörterbuch „Ökonomische Bildung“ bietet damit nicht nur eine Systematisierung und Konkretisierung zentraler Begrifflichkeiten der Disziplin der Didaktik der Wirtschaftswissenschaften sondern stellt gleichzeitig den Ausgangspunkt dar, von dem aus kritisch-konstruktiv weiter gearbeitet und diskutiert werden kann.
EWR 8 (2009), Nr. 4 (Juli/August)
Wörterbuch Ökonomische Bildung
Schwalbach/Ts.: Wochenschau Verlag 2008
(362 S.; ISBN 978-3-89974370-8; 19,80 EUR)
Jana Krüger (Freiburg)
Zur Zitierweise der Rezension:
Jana Krüger: Rezension von: Hedtke, Reinhold / Weber, Birgit (Hg.): Wörterbuch Ökonomische Bildung. Schwalbach/Ts.: Wochenschau Verlag 2008. In: EWR 8 (2009), Nr. 4 (Veröffentlicht am 31.07.2009), URL: http://klinkhardt.de/ewr/389974370.html
Jana Krüger: Rezension von: Hedtke, Reinhold / Weber, Birgit (Hg.): Wörterbuch Ökonomische Bildung. Schwalbach/Ts.: Wochenschau Verlag 2008. In: EWR 8 (2009), Nr. 4 (Veröffentlicht am 31.07.2009), URL: http://klinkhardt.de/ewr/389974370.html