Seit nunmehr zwei Dekaden ist der Schulbau in Deutschland in der Erziehungswissenschaft wieder „im Raum“ und wird in Anlehnung an bisherige Erkenntnisse vielperspektivisch beobachtet, diskutiert und weitergedacht.
Zwei neue Sammelbände, die fast zeitgleich im Jahr 2013 erschienen, möchten detailliert Einblick in bekannte und neue Denk- und Wissensstrukturen innerhalb des Themenfeldes geben, lassen „Raumforscher“ aus unterschiedlichen Akteursebenen (wieder) zu Wort kommen und zeigen Ausschnitte und Perspektiven aus 20 Jahren neubelebtem Schulbaudiskurs in der Fläche – denn das Thema hat (reformpädagogische) Geschichte. Aufgrund der Komplexität der Thematik, die scheinbar eine Verallgemeinerung durch die Eigenmächtigkeit spezifischer Orte und individueller Situationen im Lehr-Lern-Kontext nur schwerlich zulässt, gilt es, den Mehrwert der beiden, vom Umfang her ähnlich aufgebauten Neuerscheinungen näher zu definieren. Dazu werden im Folgenden beide Sammelbände, beginnend mit der formellen bis hin zu ihrer inhaltlichen Gestaltung, parallel miteinander verglichen.
Joachim Kahlert, Lehrstuhlinhaber für Grundschulpädagogik und Didaktik, widmete sich verstärkt schon um die Jahrtausendwende der Schulentwicklungsforschung hinsichtlich der Bedeutsamkeit von Akustik. Ebenso wie Kahlert bewegt sich auch Kai Nitsche als sein Mitarbeiter eher im Primarbereich. Klaus Zierer ist Lehrstuhlinhaber für Erziehungswissenschaft und seit der Veröffentlichung seiner Dissertation zum Thema Grundschule als pädagogisch gestalteter Raum ebenso ein Experte für die pädagogische Gestaltung von Schule.
Wolfgang Schönig ist Lehrstuhlinhaber für Schulpädagogik und nähert sich der Thematik durch seine Erfahrung als Diplompädagoge und Lehrer durch den Versuch einer modernen Betrachtungsweise von Lernarrangements mit dem Ziel gelingender Bildung, die durch Authentizität der Inhalte und Gehalte das Leben der Lerner selbst in das Zentrum der Betrachtung rückt. Christina Schmidtlein-Mauderer ist Mitarbeiterin bei Schönig. Beide begleiteten zwischen 2010 und 2013 ein Projekt „Rekonstruktive Fallanalyse zur Implementation neuer Lernumgebungen in einer Volksschule“ (in Bayern) und legten damit ihren Fokus auf die Gestaltung neuer Lernorte sowie -kulturen in der Sekundarstufe I.
„Räume zum Lernen und Lehren“ von Kahlert, Nitsche und Zierer verspricht schon im Titel, zeitgemäß und perspektivisch mit der Thematik der Schulraumgestaltung umgehen zu wollen, worauf sich die Frage bei langjährigen Beobachtern stellen könnte, warum die Rückbesinnung auf den Raum im Kontext von Schule, etwa der darauf adaptierte spatial turn, bis zum heutigen Tag in der erziehungswissenschaftlichen Auseinandersetzung scheinbar noch immer nicht greifbar genug ist. Schließlich sind ähnliche Herausgeberschaften der letzten Jahre bekannt. Mit dem Untertitel „Perspektiven einer zeitgemäßen Schulraumgestaltung“ wird der Anspruch erweckt, wechselnde Blickpunkte einer Vielzahl der am Schulbau beteiligten Akteure abliefern zu wollen, um damit wiederum der Vielfalt partizipatorischer Handlungsfelder im Raum nachkommen zu können. Gleichzeitig vielseitige Blickfelder zu streuen, um ferner ein breites Spektrum an Rezipienten ansprechen zu können (18), kann aber auch bedeuten, dass ein inhaltlicher Zusammenschluss der Einzelergebnisse „an einem Tisch“ kaum noch möglich ist. Und so bleiben Fragen: Ist „Perspektive“ jetzt? Wie ist „zeitgemäß“ zukünftig? Was fangen wir mit den Bedürfnissen von heute an, wenn wir die Akteure von morgen noch gar nicht kennen?
Der Sammelband „Gestalten des Schulraums“ von Schönig und Schmidtlein-Mauderer konfrontiert den Rezipienten mit zwei Deutungsmustern. Einerseits lässt der Titel die Darstellung verschiedener „Gestalten“ im Sinne sichtbarer und beispielhafter Erscheinungsformen von Schulraum erwarten. Andererseits verspricht „Gestalten“ einen partizipatorischen Anteil von Akteuren am Schulraum selbst. Auch der Untertitel „Neue Kulturen des Lernens und Lebens“ gibt Hinweise auf die Bedeutsamkeit der Beziehung zwischen alltagsweltlicher Wahrnehmung von Raum und dessen zukünftiger (Um-)Nutzung, ausgehend vom Subjekt auf den Gegenstand. (Neue) Raumordnungen und deren Wirkungsmacht im Resümee historischer Entwicklungen spielen hierbei ebenso eine tragende Rolle wie subjektiv empfundenes Raumgefühl und die daraus folgende Konzeptualisierung von Räumlichkeit (9). Der doppeldeutig gewählte Titel lässt damit ein Spektrum offen, in dem die Schule (als Gestalt) und die Akteure (als Gestalter) neue Kulturen des Lernens und Lebens gleichzeitig zu Tage befördern. Dieser Kontrast hinkt jedoch beim Blick auf das Vorwort, als beschrieben wird, dass auch heute noch nicht genügend empirische Ergebnisse existieren, „wie Räume bilden“, ob und wodurch sie das tun (11).
Kahlert, Nitsche und Zierer bringen in ihrem Sammelband verschiedene Problemfelder zusammen. Sie leiten damit ein, dass sich ein Wissenschaftsdialog über die Qualität von Bildung heute auch im Feld der Schulraumdiskussion abspielen müsse und stellen zu Beginn die als rhetorisch zu bezeichnende Frage, ob „schlechte“ Räume überhaupt Bildungsqualität befördern (7). Anhand einer Sichtung der für die Autoren auffindbaren erziehungswissenschaftlichen Zeitschriftenartikel zur Schulbausituation in Deutschland der letzten 10 Jahre wird der Input gegeben, dass dieser Thematik in der Vergangenheit nicht genügend Aufmerksamkeit entgegengebracht wurde (7f), was den Band wiederum stützen soll. Dieser Hinweis müsste an dieser Stelle umformuliert werden. Aufmerksam ist man schon seit der Renaissance des Themas in den 1990er Jahren wieder, sodass viele beteiligte Disziplinen seither Texte zur Schulraumthematik veröffentlicht haben. Es fehlt aber zum jetzigen Zeitpunkt, zu dem Schulbau in Deutschland vom Bund hochpriorisiert, aber schließlich Ländersache ist, an der bewussten Umsetzung der bisher elementaren Erkenntnisse sowie einer wissenschaftlichen Begleitung. Denn natürlich impliziert die Fülle der zum Teil eher fallspezifischen Forschungsrichtungen nicht, dass all die einzelnen Beteiligungen – vom Architekten zum Soziologen zum Pädagogen usw. – innerhalb des Feldes ausreichend erschlossen und miteinander vermittelbar sind. Dies ist jedoch auch kaum möglich, weil Expertengruppen zumeist unterschiedliche Ziele verfolgen. Hier setzen die Autoren an; sie möchten interdisziplinär eine Formensprache, Wirkungskraft und Ästhetik von Räumlichkeit und das materiale Angebot ebenso in diesem Buch zusammenführen wie die sozialisatorische und darstellerische Funktion des Raumes als Bühne für Kinder und Jugendliche (8f); es soll verwiesen werden auf die aktuelle Situation der Richtlinien zum Schulbau, auf generationale Ansprüche und die Adaption der Merkmale wirksamen Unterrichts auf schulischen Raum. Gleichzeitig loten sie über dieses Konglomerat an Desideraten die „Hintertür“ aus, dass die Auseinandersetzung mit dem Sozialraum Schule immer orts- und situationsabhängig sowie räumliches Empfinden subjektiv ist (10ff). Zu erwarten ist damit schließlich keine „finale“ Grundlage für die erziehungswissenschaftliche Forschung, jedoch eine Verknüpfung der verschiedenen Theorieansätze und Diskussionsstränge.
Die Einleitung von Schönig und Schmidtlein-Mauderer rollt die Diskussion, dass eine rein auf mathematisch-physikalische Gegebenheiten ausgelegte Definition des „Raumes“ im Kontext von Schule keine pädagogische Auseinandersetzung möglich macht, wieder auf. Schließlich ist, im Verständnis der Autoren, „der Raum ein Medium des Lebens“ und damit eine vom Subjekt durch Erfahrung und Erwartung aufgestellte innere Strukturierung und Konzeptualisierung von Welt (9). So wird im Folgenden wie bei Kahlert et al. auf die Entwicklung und Aneignung einer eigenen Sprachform durch das „im Raum sein“ hingewiesen und der Einfluss der Gebäude auf die Bildungsqualität angesprochen. Zugleich wird das Spannungsfeld umrissen, dass zeitgenössische Schulentwicklung – bedingt maßgeblich durch die Schulleistungsstudien – heute zu einem „schneller[en], effektiver[en], flexibler[en]“ Lernen tendiert (11), parallel ganztägige Angebote und deren Betreuung aufrecht erhalten soll, gleichzeitig aber auch die verschiedenen Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler berücksichtigen muss. Diese fast unmögliche Aufgabe, die an Schule heute gestellt wird – allen alles zugänglich zu machen, zugleich individuell zu sein und dies unter einem pädagogisch zeitgemäßen Konzept zu vereinen – wird hier auf den Raum adaptiert.
Der Aufbau beider Werke ist ähnlich strukturiert und reicht vom Überblick bis hin zu Einzelfalldarstellungen. Auch das innere Layout beider Bände zeigt neben inhaltlichen Schwerpunkten gestalterische Gemeinsamkeiten, denn offenbar gewinnt die bildnerische Dokumentation der Forschungsarbeit im Feld der Schulräumlichkeit an Bedeutung. So werden Planungsskizzen, Modelle, Fotografien oder auch andere Formate schriftlicher Memorierung zum jeweiligen Themenschwerpunkt immer häufiger zum Forschungsdesign hinzugezogen und mitveröffentlicht. Die zum größten Teil privaten Fotos von Forscherinnen und Forschern sind bei Kahlert, Nitsche und Zierer leider nur schwarz-weiß, bei Schönig und Schmidtlein-Mauderer in Farbe. Dies schafft eine Vorstellung des Räumlichen, auf die sich der Forschungsschwerpunkt bezieht. So werden die einzelnen Kapitel bei Schönig und Schmidtlein-Mauderer immer mit einer Fotografie eines dem Kapitel zugeordneten Artikels sowie mit einer Kurzzusammenfassung zu jedem Beitrag eingeleitet. Die inhaltlichen Schwerpunkte der Bände sind jedoch unterschiedlich gesetzt.
Kahlert und Kollegen widmen den Themenfeldern ihres Sammelbandes drei Teile. Als ersten Teil legen sie „Interdisziplinäre Grundlagen“ frei und verweisen damit auf das vielseitige Spektrum der Raumbetrachtungsweisen aus psychologischer, philosophischer, soziologischer, historischer und ökologischer Sicht. Daneben ist den Autoren hier wichtig, die neuen Anforderungen an die Gestaltung von Schulen und deren Nutzung, die Mächtigkeit von Raum durch Offenheit und Geschlossenheit sowie innere und äußere Grenzziehungen besprechen zu können (16ff). Namhafte Fachwissenschaftlerinnen wie Böhme, Kemnitz und Walden tragen mit starken Texten zu einer Fundierung der Interdependenzen aus pädagogischer Sicht bei, die sich zwischen der Gestalt von Schule im Kontext gesellschaftlicher Entwicklungen und Aneignungen von Raum sowie den Effekten von vorgefundenem Raum auf die Akteure bewegt. Auch ein englischsprachiger Beitrag des Londoner Architekten Dudek ist zu finden, der sich seit etwa 20 Jahren mit Schularchitektur in spezifischen Gebieten beschäftigt. Der zweite Teil, „Elemente der Schulraumgestaltung“, erinnert stark an den Band „Schularchitektur und neue Lernkultur“ von Kühebacher und Watschinger aus dem Jahr 2007, wirkt demgegenüber auffälliger durch Sinndimensionierung akzenturiert und zudem fast wie eine Architekturzeitschrift. Ausführungen zu Lichteinfluss, Farbigkeit, Akustik und Klima „für frisches Denken“ sind in diesem Stile angelegt und versuchen, ansatzweise pädagogisch zu argumentieren (206). Bewusstsein für das Zusammenspiel von Raum auf und durch didaktische und methodische Konzepte wie kooperative Lernformen oder Inklusion soll hinsichtlich der Darstellung der Nutzbarkeit von Schulgebäuden geweckt werden, obwohl diese Prinzipien der Forderung nach neuer Offenheit zumeist Teil einer starren und traditionellen Raumordnung sein müssen. Dies versucht das letzte Kapitel „Beispiele innovativer Schulraumgestaltung“ durch greifbare Maßnahmen und Bauvorhaben knapp wiederzugeben. So steht am Ende die mögliche Anwendung, wie und durch welche Elemente Schulraum für das Lernen und Lehren pädagogisch (besser) nutzbar sein könnte, im Vordergrund. Der Band verortet sich demnach eher in der Aufarbeitung der existenten Theorien und schafft Anreize für eine Überprüfung der zusammengetragenen Ergebnisse durch die Perspektive der Lehr-Lern-Forschung.
Dagegen bietet der in fünf Kapitel unterteilte Sammelband von Schönig und Schmidtlein-Mauderer in Teilen stärker auf einzelne Fallanalysen ausgerichtete Dimensionen, die auch einen schulpraktischen Kontext einbeziehen und empirische Befunde kritisch reflektieren. Zu Beginn, im Kapitel „Schule als Lernraum“, wird von Göhlich die Entwicklung pädagogischer Räume seit der Neuzeit ähnlich wie bei Kemnitz im Sammelband der Kollegen skizziert. Darüber hinaus widmen die Autoren das zweite Kapitel den Erkenntnissen der Akustikforschung, das dritte Kapitel dem „flexiblen Klassenzimmer“, das vierte der Macht von Raumordnungen sowie abschließend einzelnen Beispielen, welche auf unterschiedliche Art die Langwierigkeit der Entwicklung pädagogischer Architektur in Abstimmung mit den Nutzerbedürfnissen aufzeigen. Exemplarisch für den Mehrwert des Bandes zu benennen wären die Beiträge, die anhand dokumentierter Ergebnisse fundierte Erklärungen durch die Verknüpfung von Theorie und Empirie geben können. Hervorzuheben ist der Beitrag Rittelmeyers, der fordert, „die Schulgebäude im Wissenskontext der Erziehungs- und Bildungsgeschichte zu planen wie auch kritisch zu analysieren“ (74). Beschrieben wird, dass die Bedeutsamkeit der Sichtweisen von Schülerinnen und Schülern auf die Schulbaudiskussion im Kontext der Demokratisierung von Bildung zunehmen muss, um kinder- und jugendgerechte Bauten wirksam umsetzen zu können. So betont er wie Zierer, dass „Top-Down“-Verfahren bei der Planung und Gestaltung von Schulen einen schülerweltlichen Gebrauch verzerren. Leider werden Lehrerinnen und Lehrer an dieser Stelle nicht als teilhabende Akteure betrachtet, sondern es wird von ihnen schroff „eine bildungstheoretische Reflexion“ gefordert (74). Wer kann aber wirklich sagen, dass sich Lehrende explizit über „Raum“ und dessen Wirkungsmacht bewusst sind? Tiesler analysiert Lärm- und Belastungsfragen mithilfe der Darstellung wissenschaftlicher Messungen und zeigt, dass Akustik das Unterrichtsgeschehen maßgeblich hemmen oder fördern kann (87 ff). Herrmann nähert sich dem Gebäude durch rekonstruktive Verfahren und rückt starre Begrenzungen des Raumes ins Spannungsfeld „geforderter Öffnung“ (183 ff). Die Herausgeber selbst steuern einen Beitrag zur Erprobung und Evaluierung des „flexiblen Klassenzimmers“ zur Erforschung der Nutzung neuartiger Raumarrangements in der Schule bei (128 ff).
Die Gegenüberstellung der beiden Bände zeigt einmal mehr den explorativen Charakter des Feldes. Kahlert, Nitsche und Zierer gelingt mit ihrer Veröffentlichung ein breitgefächerter Überblick über die Schulraumthematik, der die Problematik des zeitgemäßen Dialoges und der Begründungsfindung im Gespräch hält (18). Leider jedoch wird diesem Anliegen nicht mit allen Beiträgen fundiert nachgegangen, und leider kommt – wie von Kahlert gefordert – nicht das direkte Gespräch mit den Nutzern schulischer Architekturen zustande, was vor allem bezüglich der gezeigten Beispiele im dritten Kapitel festzustellen ist. Eine detaillierte Besprechung oder Kontrastierung der auf nur knapp 40 Seiten skizzierten innovativen Möglichkeiten zeitgemäßen Schulbaus findet nicht statt, weswegen der Band zum Schluss in seinem perspektischen Anliegen abebbt und kommentarlos bleibt. Auch die Verknüpfung der im zweiten Kapitel besprochenen Elemente für guten Schulbau mit der Theorie aus Teil 1 findet nicht statt. Vermutet werden muss damit, dass einerseits strukturelle und andererseits pädagogische Vorstellungen und Entscheidungen des Schulbaus nur schwer miteinander vereinbar sind. Dahingegen bieten Schönig und Schmidtlein-Mauderer in ihrer eher geschlossenen Publikation ein kurzes Fazit als Zusammenfassung, welches als Versuch einer Empfehlung in Anlehnung an einen Ratgeber zu verstehen ist. Damit möchten die Herausgeber insgesamt auch eher als Handbuch im Speziellen verstanden werden und stützen mit den versammelten Artikeln das merkantile, gestaltende Zentrum ihres Bandes, das „flexible Klassenzimmer“. Zugleich stoßen sie mit der Erprobung dieses spezifischen Konzeptes an, dass angehende und bereits tätige Lehrerinnen und Lehrer durch die Konfrontation mit neuen Medien der Unterrichtsgestaltung auf den bewussten Umgang mit Raum aufmerksam werden. Schließlich fehlt dieses variable und zugleich konstante Teilstück in didaktischen Modellen bisher gänzlich.
Zum Schluss sei an dieser Stelle eine abschließende Bemerkung gestattet, die aufgrund der Gestaltung zurück zum allerersten Blick auf die Bücher führt. „Räume zum Lernen und Lehren“ zeigt eine Architekturfotografie eines menschenleeren, jedoch durch Farben und Tageslicht erleuchteten Schulflurs. Die Darstellung thematisiert – hinsichtlich der Titelkonstruktion – insbesondere formale, ästhetisch-gestaltende Charakteristika des Schulbaus; es wird eine Raumatmosphäre geschaffen, die durch das Material eine tendenzielle „Erhellung“ stumpfer Begrenzungen erzeugt, darüber hinaus selbst aber vom klassischen Typus eines unverkennbar gegliederten Modulraums nicht bemerkenswert abweicht. Die Titelgestalt gibt damit keinen Hinweis auf eine tiefergehende inhaltliche Beziehungsebene zwischen Akteuren und Raum. „Gestalten des Schulraums“ stellt zwar demgegenüber das Interagieren mit der Materialität schulischer Architekturen dar und präsentiert die Lernenden in Aktion als primäre Adressaten räumlicher Strukturen. Die hier gewählte Visualisierungsform deutet aber dann wiederum an, dass Lehrende in diesem Kontext vernachlässigt sind; das eigens konzipierte Klassenzimmermobiliar verstärkt zudem eine wachsende Fokussierung auf spezifische Standorte und Personenkreise, da das kostspielige Vorhaben nicht flächendeckend an öffentlichen deutschen Schulen verwirklicht werden kann. Die formale sowie inhaltliche Betrachtung beider Sammelbände befördert damit reproduzierend die Widersprüche und Herausforderungen des Diskurses zu Tage und zwingt zu einer wirksameren Vermittlung zwischen den einzelnen Positionen.
EWR 13 (2014), Nr. 1 (Januar/Februar)
Sammelrezension Schulraumgestaltung
Räume zum Lernen und Lehren
Perspektiven einer zeitgemäßen Schulraumgestaltung
Bad Heilbrunn: Klinkhardt 2013
(296 S.; ISBN 978-3-7815-1927-5; 21,90 EUR)
Gestalten des Schulraums
Neue Kulturen des Lernens und Lebens
Bern: hep 2013
(272 S.; ISBN 978-3-03905-922-5; 37,00 EUR)
Dominique Matthes (Dresden)
Zur Zitierweise der Rezension:
Dominique Matthes: Rezension von: Kahlert, Joachim / Nitsche, Kai / Zierer, Klaus (Hg.): Räume zum Lernen und Lehren, Perspektiven einer zeitgemäßen Schulraumgestaltung. Bad Heilbrunn: Klinkhardt 2013. In: EWR 13 (2014), Nr. 1 (Veröffentlicht am 05.02.2014), URL: http://klinkhardt.de/ewr/978378151927.html
Dominique Matthes: Rezension von: Kahlert, Joachim / Nitsche, Kai / Zierer, Klaus (Hg.): Räume zum Lernen und Lehren, Perspektiven einer zeitgemäßen Schulraumgestaltung. Bad Heilbrunn: Klinkhardt 2013. In: EWR 13 (2014), Nr. 1 (Veröffentlicht am 05.02.2014), URL: http://klinkhardt.de/ewr/978378151927.html