Dienstbares Begleiten und später WiderstandDer nationale Sozialist Adolf Reichwein im NationalsozialismusSympathie und Verehrung für Adolf Reichwein prägen bis heute Rezeption und Forschung. Danach stand der Pädagoge, der bisher dem linken Spektrum der Sozialdemokratie zugerechnet wird, von „Anfang an“ konsequent im Widerstand gegen den Nationalsozialismus.
Die vorliegende Untersuchung bricht mit der Reichwein kanonisierenden Forschung. Sie zeigt, dass sich Adolf Reichwein als nationaler Sozialist 1933 mit der „Grundidee der nationalsozialistischen Bewegung nicht im Konflikt“ befand. Sein in der NS-Zeit in einer einklassigen Volksschule durchgeführter Unterricht, der konzeptionell nicht auf ihn zurückzuführen ist, kann weder als singulär noch als „heimlicher Widerstand“ angesehen werden. Aufgezeigt wird, wie sich Reichwein im NS-Staat zielgerichtet um die öffentliche Anerkennung seiner pädagogischen Arbeit bemühte und die Zusammenarbeit mit diversen NS-Gliederungen, darunter der SS, nicht scheute. Die Autorin resümiert, dass Adolf Reichwein Mitschuld am Funktionieren des NS-Staates trug, wobei der späte Widerstand weder negiert noch verkannt wird. Die vorliegende Forschungsarbeit beschäftigt sich explizit auch mit dem seit 1945 im Wesentlichen ungebrochenen Beharrungsvermögen der tradierten, hagiographischen Reichwein-Rezeption und -Forschung und macht die entscheidenden Bedingungsfaktoren transparent. Das Buch ist mit der Kritik an der bis heute anhaltenden defizitären pädagogischen Historiographie und den spezifischen wissenschaftsmethodischen Forderungen ein über den Einzelfall hinausreichender Beitrag zum aktuellen Diskurs der historischen Bildungsforschung. |
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2007. 284 Seiten, kartoniert
ISBN 978-3-7815-1510-9 32,00 EUR
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