Das öffentliche Bildungswesen hat sich in den letzten 200 Jahren rasant entwickelt. Diese Entwicklung, so hat Friedrich Paulsen bereits 1906 formuliert, hat "keine Eigenbewegung", sondern ist "von dem großen Gang der allgemeinen Kulturbewegung bestimmt". Welche gesellschaftlichen Funktionen dem Bildungswesen zugestanden, welche Aufgaben ihm zugemutet, welche Bedingungen geschaffen werden, spiegelt vielmehr den generellen politisch-gesellschaftlichen Wandel.
Der pädagogische Streit um das Bildungswesen wird so erbittert geführt, weil in ihm elementare ständische, standespolitische oder finanzielle Interessen der Kontrahenten, in pädagogische Terminologie gehüllt, vertreten werden. Die historische Analyse der Entwicklung des Bildungswesens ist daher für das Verständnis aktueller bildungspolitischer Auseinandersetzungen hilfreich.
Im vorliegenden Band sind einerseits Längsschnittuntersuchungen vertreten, die im Blick auf das Ganze die Geschichte des Bildungssystems rekonstruieren und aktuelle Entwicklungen auf ihre historischen Muster hin analysieren. Andererseits enthält er zahlreiche Studien, die einzelne Probleme der Herausbildung des öffentlichen Bildungswesens beispielhaft untersuchen.
Der Band ist aus der Jahrestagung 1999 der Sektion Historische Bildungsforschung in der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft, durchgeführt an der TU Dresden, hervorgegangen.