Allgemeine Didaktik und Demokratie
Herausgeber:innen: Ilona Esslinger-Hinz (Heidelberg),
Thomas Rucker (Kaiserslautern-Landau),
Maria Hallitzky (Leipzig)
Erscheinungstermin: 1. Oktober 2026
Zum Themenschwerpunkt
Dass die Demokratie als Regierungs-, Gesellschafts- und Lebensform die gesellschaftliche Basis für das Zusammenleben in Deutschland sowie in westlichliberalen Ländern darstellt, war in den vergangenen Jahrzehnten Teil unseres Selbstverständnisses und wurde zunehmend als Selbstverständlichkeit betrachtet. Die aktuellen Entwicklungen zeigen auf, dass sich keine Gesellschaft auf dem einmal errungenen demokratischen Selbstverständnis ausruhen kann. Demokratieerhalt setzt voraus, dass Demokratie befürwortet, bewahrt, geschützt und verteidigt wird. Dazu braucht es – neben gesetzlichen und strukturellen Rahmenbedingungen – Akteure, Bürgerinnen und Bürger, die sie aktiv befürworten und vertreten. Dies setzt wiederum voraus, dass das Leben in einer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft von ihren Bürgerinnen und Bürgern als Errungenschaft und als unbedingt erhaltenswert erlebt und eingestuft wird. Demokratische Haltungen zu entwickeln und aufrecht zu erhalten, stellt eine der Bildungsaufgaben von Schule und Unterricht dar. Diese Aufgabe gerät unter Druck, wenn Demokratie keine tatkräftige Präsenz erfährt und als gesellschaftliches Hintergrundrauschen erlebt wird, wenn das Vertrauen in öffentliche Institutionen schwindet, sich die Unzufriedenheiten im Hinblick auf Verteilungsgerechtigkeit bzw. wachsende soziale Ungleichheiten verstärkt und der Rechtsstaat als unzureichend wehrhaft erlebt wird. Um ein demokratisches Selbstverständnis in einer Gesellschaft generationenübergreifend zu erlangen, zu stabilisieren und zu verstetigen, sind somit Anstrengungen auf allen Ebenen des gesellschaftlichen Lebens notwendig. Schule und Unterricht, Hochschule und Universität sowie Bildungseinrichtungen jeglicher Art können und müssen einen Beitrag zum Demokratielernen leisten.
Demokratiebildung und Demokratieerziehung bilden daher ein wichtiges Themenfeld der Allgemeinen Didaktik. Mit dem JfAD 2026 möchten wir Möglichkeiten herausarbeiten, wie die Allgemeine Didaktik zur Demokratiebildung und Demokratieerziehung heute beitragen kann. Hierzu sind drei Schwerpunktbereiche vorgesehen:
1. Allgemeine Didaktik und Bildungs- bzw. Demokratietheorie
Mit diesem Call for Papers laden wir dazu ein, das Verhältnis von Allgemeiner Didaktik und Demokratie in theoretisch, historisch und empirisch ausgerichteten Beiträgen zu thematisieren. Erwünscht sind Beiträge, die sich den bildungs- und demokratietheoretischen Perspektiven im Hinblick auf die Allgemeine Didaktik widmen.
- Wie ist Demokratiebildung theoretisch zu verankern? Wie zeigt sich Demokratieorientierung in didaktischen Modellen?
- Welche Bedeutung haben (auch neuere) Demokratietheorien für die (Weiter-)Entwicklung didaktischer Theorien und Modelle?
- Wie ist Demokratiebildung mit Konstrukten wie „Haltung“, „Wert“, „Prinzip“, „Kultur“ verbunden?
- Was sind Schnittstellen bzw. Schnittmengen zwischen Demokratiepädagogik und politischer Bildung und wo sind Abgrenzungen (notwendig)?
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2. Demokratiebildung in Bildungseinrichtungen und Lehr-Lernsituationen
Gewünscht sind Beiträge, die empirisch und/oder theoretisch basierte Konzepte zum Demokratielernen in Schule und Unterricht bieten:
- Welche Merkmale zeichnen Lehr-Lernsituationen aus, die demokratische Orientierungen stützen?
- Welche Konsequenzen ergeben sich aus aktuellen demokratietheoretischen Entwürfen für die Ausrichtung und Gestaltung von Unterricht?
- Welche Herausforderungen und Hürden belasten in Schule, Unterricht und Bildungsinstitutionen demokratische Orientierungen? Gibt es Vorschläge und Möglichkeiten zur Milderung, Änderung oder Überwindung?
- Welche (macht-)strukturellen Voraussetzungen stützen bzw. behindern Demokratielernen?
- Welche Formen der Kommunikation zeigen sich in Lehr-Lernsituationen als hinderlich oder stützend im Hinblick auf demokratische Orientierungen?
- Wie sind demokratische Kulturen in Bildungseinrichtungen zu etablieren?
- Welche (neuen) Möglichkeiten erweiterter Teilhabe bzw. Beteiligung und Mitbestimmung sind in Bildungseinrichtungen zu beobachten und zu entwickeln?
- Welche Rolle spielt Kontroversität im Unterricht und wie lässt sich der demokratische Streit didaktisch gestalten?
- Wie werden Formen demokratischen Zusammenlebens in alltäglichen Unterrichtssituationen erfahrbar?
- Welche Formen der Teilhabe, Selbst- und Mitbestimmung sind in Schule und Unterricht zu beobachten und weiterzuentwickeln?
- Welche Rolle kommt dem Diskurs, der kritischen Auseinandersetzung und Information über un- oder antidemokratische Positionen zu?
- Wie wird mit demokratiefremden oder demokratiefeindlichen Sichtweisen und Handlungen in Schule und Unterricht umgegangen und welche didaktischen Potenziale lassen sich hieraus erschließen?
- Welche Erkenntnisse liegen über den von einem Teil der Lernenden erlebten Wechsel politischer Systeme vor?
- (Wie) können Schüler:innen aus demokratiefernen Kontexten Demokratie lernen? Welche möglicherweise antinomischen Herausforderungen haben Schüler:innen wie Lehrpersonen zu bewältigen?
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3. Demokratiebildung: Gängige Annahmen auf dem Prüfstand
Wir möchten mit dem JfAD 2026 den Diskurs um Logiken, Begriffe und Sichtweisen in den Bildungswissenschaften stärken. Wir bitten daher nachdrücklich um Beiträge, die Position beziehen und gängige Begriffe, Paradigmen, Positionen und Sichtweisen auf den Prüfstand stellen. Hierzu ist das Format „Essay“ in besonderer Weise geeignet.
- Sind die Vorschläge und Sichtweisen zur Unterrichtsqualität hinreichend im Hinblick auf demokratische Orientierungen?
- Braucht Demokratiebildung Toleranzgrenzen im Hinblick auf antidemokratische Sicht- und Verhaltensweisen?
- Welche Rolle spielt eine distanzierte, kritisch-reflektierende Haltung – auch gegenüber demokratischen Idealen?
- Von Platon bis Dewey: Welche Perspektiven eröffnet die zurückgedrängte historische Pädagogik in der Lehrer:innenbildung?
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Das Journal für Allgemeine Didaktik
Das Journal fü r Allgemeine Didaktik“ (JfAD) ist ein Periodikum mit double-blind Peer-Review-Verfahren und versteht sich als ein wissenschaftliches Forum zur Verankerung und Weiterentwicklung der Allgemeinen Didaktik im Austausch mit Bildungs- und Gesellschaftswissenschaften, Fachwissenschaften sowie Fachdidaktiken. Hierbei sind die Lehrer:innenbildung, die Erwachsenenbildung sowie die Hochschulbildung und -didaktik besonders im Blick. Als Periodikum ist das JfAD methodenü bergreifend, interdisziplinär sowie international ausgerichtet. Veröffentlicht werden empirische, theoretisch-konzeptionelle, historische, diskursive Originalbeiträge in deutscher und englischer Sprache. Das JfAD erscheint im open access im Klinkhardt Verlag.
Kontakt und Einreichung
Manuskripte werden als Word-Datei (E-Mail-Anhang) bis zum 15.02.2026 an die geschäftsführende Herausgeberin erbeten:
Prof. Dr. Ilona Esslinger-Hinz
Pädagogische Hochschule Heidelberg
Institut fü r Erziehungswissenschaft / Institute for Educational Sciences
Keplerstraße 87
69120 Heidelberg
E-Mail: JfAD@ph-heidelberg.de
Bitte nutzen Sie diese E-Mailadresse auch für Rückfragen.
Manuskriptrichtlinien und weitere Informationen
Weitere Informationen zum aktuellen CfP, die Manuskriptrichtlinien, Angaben zu den Herausgebenden, Informationen zu den Themenschwerpunkten der kommenden Jahre erhalten Sie auf der Homepage des JfAD:
https://www.klinkhardt.de/jfad/
