Der Philanthrop Joachim Heinrich Campe publizierte gegen Ende des 18. Jahrhunderts zwei Ratgeber für bürgerliche Mädchen und Jungen. Damit wollte er sie besser auf ihre zukünftigen geschlechtsspezifischen Pflichten vorbereiten. Sein Mädchenratgeber Väterlicher Rath für meine Tochter erhält in der modernen Geschlechterforschung eine ausgeprägt negative Konnotation. Das von ihm proklamierte Weiblichkeitsbild wird als reines Domestikationsprogramm beschrieben. Gleichzeitig wird Campes Jungenratgeber Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend positiver bewertet, ohne dass die Schrift eingehend darauf überprüft wurde. In der vorliegenden Untersuchung werden die beiden Ratgeber einer Re-Lektüre unterzogen und die in der einschlägigen Forschung postulierten Thesen zu Campes Geschlechterkonstruktionen kritisch hinterfragt. Die Autorin stützt sich dabei auf eine andere Lesart, indem sie die Frage nach der Verteilung von Macht neu beleuchtet. Sie erörtert, inwieweit beide Schriften anders ausgelegt werden können, sodass sich bei der Interpretation der geschlechtsspezifischen Erziehung neue Blickwinkel ergeben.
Schlagworte
Geschlechterkonstruktion; Geschlechterforschung; J. H. Campe; Erziehung; Jugendratgeber
Themenbereich(e)
Pädagogik
Geschichte der Pädagogik
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