Friedrich Schiller über Erziehung: Der schöne Schein
Studien zur historisch-systematischen Erziehungswissenschaft
Der Mensch lebt gleichzeitig in zwei Welten, einer physischen und einer geistigen. In beiden ist er unfrei. In der einen diktieren die Sinne sein Verhalten, in der anderen fordert die Vernunft moralisches Handeln. Erst in einer dritten Welt, dem schönen Schein, im zwanglosen Zusammenspiel zwischen Sinnlichkeit und Vernunft geschaffen, entsteht Freiheit.
Mit dem Begriff des schönen Scheins bietet Friedrich Schiller die Möglichkeit, die Rolle der Fiktion in der Erziehung neu zu überdenken. Die Welt der Fiktion gewährt einen Raum, der losgelöst und frei von instrumentellen und moralischen Rücksichten bleibt. Dadurch ist die Möglichkeit gegeben, mit Wahrnehmung und Begriff, Gefühl und Moralgebot, Individualität und Zugehörigkeit spielerisch umzugehen und diese neu zu überdenken. Schiller tritt aber entschieden einer Entgrenzung des Schönen entgegen. Ästhetisierung des Alltags oder der Erziehung wäre ein illegitimer Übergriff der Fiktion auf Erkenntnis und Handeln. Umgekehrt gilt, dass physische und moralische Welt im schönen Schein nicht bestimmen dürfen, obwohl sie diesen erst konstituieren.
Schlagworte
Erziehung; Schiller, Friedrich; Erkenntnis
Themenbereich(e)
Pädagogik
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