Adolf Reichwein

Pädagogische Schriften, Band 3

Schriften zur Lehrerbildung und frühen Schulpädagogik, 1930-1936

Ein außerordentlich reiches Feld an Veröffentlichungen tut sich auf, bei dem man immer wieder mit Bewunderung fragt, wie Reichwein dies neben seinen beruflichen Einbindungen hat realisieren können. So beispielsweise die vielen Berichte seiner Reisen: Mit rascher Hand niedergeschrieben sind sie spannend formuliert, zugleich aber mit präzise recherchiertem Wissen in lesbare Texte umgesetzt. Dabei hat er nie vergessen, an wen sich seine Schriften richten sollten und wie seine Aussagen und "Botschaften" den für ihn so wichtigen Leserkreis erreichen können: Interessierte Laien wie Intellektuelle, Schüler wie Lehrer, die er im Sinne eines kosmopolitischen Geistes für eine weite und zusammengehörige "Welt" begeistern wollte.
Seine aus diesen Überlegungen generierten Publikationen zeugen von seinem Drang, auch mit damals modernen Mitteln dieses Wissen zu verbreiten. Andere Beiträge, etwa zu dem "Erfinder" der Heimvolkshoch-schulbewegung Nikolai Frederik Severin Grundtvig oder zu dem Orientalisten Carl-Heinrich Becker, dem bedeutendsten Kultur- und Wissenschaftsminister der Weimarer Republik dokumentieren die kulturpolitische Aktualität, die hinter seinem weitgestreuten publizistischen Engagement steht. Sie zeugen aber auch von seinem sozialpolitischen Engagement, das die gesellschaftspolitischen Leerstellen einer sozial geteilten Gesellschaft nach dem Ende des Kaiserreiches benennt und daher auf überzeugende Weise in der Weimarer Republik nach gesellschaftlichen Integrationspunkten sucht.
In diesen so fruchtbaren Zeitraum fällt der Kultur- und Zivilisationsbruch des Dritten Reiches. Zahlreiche Dokumente wie die seines Schwiegervaters Ludwig Pallat, dessen Tagebücher nach 1933 die sich massiv verändernden Zeitumstände reflektieren und in diesem Kontext das persönliche Schicksal des aus dem Dienst entlassenen Reichwein beleuchten, belegen seinen schwierigen Weg nach Tiefensee, in einen neuen Abschnitt verantwortungsvoller pädagogischer Arbeit unter dem Zeichen der Diktatur.

Bearbeitet von Karl Chr. Lingelbach und Ullrich Amlung

Adolf Reichwein Pädagogische Schriften,
Kommentierte Werkausgabe in 5 Bänden
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2011. 624 Seiten, Leinen
ISBN 978-3-7815-1713-4
60,00 EUR